Trotzdem macht Chomsky krasse Kategorienfehler. Ein Krieg ist ein Krieg und damit grausam. Das Hinzufügen von "Verbrechen" oder die Verwendung vom Attribut "kriminell", konstruiert unweigerlich GUTE Kriege. Die kann es nicht geben.
Auch unterläuft Chomsky ein Kategorienfehler, dass er einen Wirtschaftskrieg mit tausenden oder mehr Opfern (z.B. Irak), der gegen Russland schon seit Jahren geführt wurde, absetzt vom militärischen Krieg. Es ist die Durchsetzung von Zielen mittels Gewalt, die Gesundheit und Leben kostet. Dem Verstorbenen kann es egal sein, durch welches Mittel er starb.
Durch diese Kategorienfehler werden also einerseits Gute Kriege erzeugt und ein ökonomischer Krieg zum Frieden verklärt.
Wer kann schon die russische Oligarchie als fortschrittlich sehen? Hoffentlich genauso wenig, wie die US-amerikanische Oligarchie. Sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen ist völlig idiotisch.
Und natürlich sind alle Staatsführer in der Lage und willens über Leichen zu gehen. Sonst wären sie nicht Staatsführer. Auch da macht Chomsky wieder eine Unterscheidung auf, die zu gar nichts führt, indem bestimmte Staatsführer kriminalisiert werden - also einem vermeintlichem überstaatlichen Recht unterworfen, was so gar nicht existiert. Es gibt nur innerstaatliches (Straf-)Recht und intrastaatliche Verträge. Da kann jeder Staat, solange er sich wehren kann, machen, was er will. Und genau das passiert ja auch: die stärksten Staaten biegen und brechen Verträge wie sie sollen oder unterschreiben sie gar nicht erst, während die gleichen starken Staaten anderen Staaten beibringen wollen, was sie in der Welt dürfen und was nicht und zwar mittels Gewalt (oder Gewaltandrohung).
Der Gegenstand also, über den man sprechen müsste, wäre der Sachverhalt, dass es offenbar eine Staatenkonkurrenz gibt und dort Gewalt in jeder Form zum Alltag gehört. Nur die militärische Gewalt war eine Zeit lang zwischen den stärksten Staaten der Welt in direkter Konfrontation tabu und zwar nur, weil man die Kosten bzw. eine Niederlage fürchtete. Und in dieser Konkurrenz sind die USA mit Abstand die schlimmsten Schlächter der Welt mit zwischen 20 und 30 Millionen Toten seit Ende des zweiten Weltkriegs.
Herr Chomsky moralisiert dagegen fleissig über diesen Pipifax in der Ukraine - das ist gar nicht angebracht. Ja natürlich ist das für die Menschen schlimm dort. Der eigene Präsident verheizt gerne seine Bürger, indem er sie zu den Waffen ruft. Wie unterscheidet sich eigentlich das Verheizen durch den eigenen Präsident im Gegensatz zu einem fremden? Kommt da Chomsky irgendein moralisches Urteil in den Sinn? Ich lese da keins.
Schlimm sind auch 10 Mio. Hungertote pro Jahr, wo kein Hahn nach kräht, keiner Demonstrationen in den Hauptstädten organisiert. So schlimm es ist: man muss Leid auch mal in Relation setzen.