Was ist denn nun bloß in den Chomsky gefahren?
Ich denke, dass es taktisches Verhalten ist. In einer Zeit, in der potenzielle Zuhörer schon beim ersten Teilsatz abschalten, wenn dieser nicht in ihr eigenes Weltbild passt, ist es argumentativ geschickter, wenigstens Teilzugeständnisse zu machen. Ganz besonders im Kontext der ausgerufenen Ausschließeritis, die vehement an sehr üble Zeiten erinnert und durchaus imstande ist, die Karriere und den eigenen Ruf heftig anzukratzen, sofern man sich ihr nicht beugt. Abgesehen davon: Auch ein aus gutem Grund gebrochenes Völkerrecht ist ein Völkerrechtsbruch; und damit ablehnenswert.
Und direkt danach kommt es ja auch schon knüppelhart: Da werden namhafte US-Diplomaten, die wohl kaum im Ruf stehen dürften, "Putin-Versteher" zu sein, zitiert; gerade so, als würden sie dem Pressekorps Putins angehören.
Das macht Chomskys Einlassung ziemlich brisant, denn im Grunde sagt er ja, ich paraphrasiere, "Wären die USA nicht schon wieder aus imperialem Eigennutz vorgeprellt und hätten die Interessen der restlichen Welt ignoriert, wäre Russland nicht in die Verlegenheit geraten, sich gezwungen zu sehen, das Völkerrecht zu brechen." und, ich zitiere, "Heroische Gesten können befriedigend sein. Hilfreich sind sie sicherlich nicht.", was man insbesondere unsere offensichtlich kriegslüsterne deutsche Außenministerin täglich nach dem Aufstehen und vor jeder öffentlichen Äußerung 10 Mal rezitieren lassen sollte; auch, und gerade im Angesicht der Schlussfolgerungen Chomskys, mit diesem Weg nur die Exit-Strategie zu erschweren und damit am Ende vor allem das Leid der Bevölkerung zu verlängern.
Das ist durchaus jener starke Tobak, wie man ihn von Chomsky gewohnt ist. Also: Nicht von einem obligatorischen Satz irritieren lassen!