Der Ukraine gilt meine vollste Hochachtung!

Was die große Mehrheit der Ukrainer an Leid, Opferbereitschaft und Entbehrungen auf sich nehmen um sich gegen einen eigentlich übermächtigen Aggressor zu wehren, hätte ich nicht für möglich gehalten. Seit nunmehr fast anderthalb Jahren kämpfen diese Menschen für ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Und das zwar unterstützt von vielen westlichen Nationen, die aber für die Ukrainer so wichtigen Waffensysteme nur viel zu zögerlich und in zu geringen Mengen liefern.
Jahrelang hatte ich daran geglaubt, dass Putin versuchen würde, seinen Lebenstraum, Russland zu altem Glanz zu verhelfen, mit friedlichen Mitteln zu erreichen. Ja, ich hatte sogar von einer engeren Anbindung Russlands an die EU geträumt und die hunderttausenden Russlanddeutschen als wichtige Brücke zwischen Deutschland/EU und Russland gesehen. Viel zu lange habe ich wie Merkel an NS II festgehalten.
Die volle Ernüchterung kam mit dem 24.02.2022. Ich muss gestehen, dass auch ich zu denjenigen gehört hatte, die der Ukraine, selbst nach den ersten Abwehrerfolgen, keine 4 Wochen Überlebenszeit gaben. Asche auf mein Haupt für diese Fehleinschätzungen. Was diese Menschen mit den von ihnen erbrachten Opfern indirekt auch für die europäische Staatengemeinschaft tun, kann von uns kaum hoch genug gewürdigt werden. Und daran ändern auch die ganzen Probleme (rechter Sektor, Misswirtschaft, enorme Korruption) nichts, mit denen die Ukraine intern zu kämpfen hat.
Mittlerweile bin ich überzeugt, dass für den Fall, dass die russischen Soldaten und Söldner den ukrainischen Widerstand nach wenigen Tagen niedergeschlagen gehabt hätten, wir heute mit einer auf russische Linie gebrachten Restukraine zu tun hätten. Ein Teil der westlich orientierten Ukrainer hätte sicherlich ihr Heil in der Flucht in ein EU-Land gesucht, der verbliebene Teil aber die militärische Basis Russland massiv verstärkt. Von der enormen Strahlkraft, die der Heilsbringer Putin durch einen solchen Erfolg erlangt hätte, mal ganz abgesehen. Vermutlich wären wir dann schon heute, oder zumindest in wenigen Jahren, damit konfrontiert, dass Russland versucht, dieses Spiel auch in Moldawien oder den baltischen Staaten zu wiederholen.
Dass dieses für uns bedrohliche Szenario mit jedem zerschossenen russischen Panzer oder getöteten russischen Soldaten bzw. Söldner immer unwahrscheinlicher wird, haben wir diesen tapferen Menschen in der Ukraine zu verdanken.