Ansicht umschalten
Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Krieg braucht Waffen,

Die westliche Friedensdividende gab es jedenfalls nicht in den USA.

Doch, gab es, wenn auch nicht so wie in Europa.

Die USA verminderten ihre Streitkräfte in den 90ern um mehr als 700.000 Mann von 2,05 Millionen auf 1,3 Millionen und zog mehr als die Hälfte der US-Truppen aus Europa ab. Trotz 9/11 und "Krieg gegen den Terror" blieb die Mannstärke bis heute auf diesem Niveau. Die Wehrpflicht haben die USA schon nach dem Vietnamkrieg faktisch abgeschafft. Die Verteidigungsausgaben gingen von 490 Milliarden USD auf 350 Milliarden zurück. Durch die Kriege in Afghanistan und Irak steigen sie danach wieder auf über 700 Milliarden USD an, gingen dann auf 550 Milliarden zurück und sind seit 2015 wieder auf rund 850 Milliarden angestiegen.

Auf russischer Seite ist die es schwer, vergleichbare Informationen zu finden, alleine schon weil die Sowjetunion nicht mit Russland identisch ist. Es gab mindestens zwei große Militärreformen, eine 1995 und eine 2008. Beiden gemeinsam war, dass sie nur langsam umgesetzt und bei der Umsetzung stark verwässert wurden. Man muss also genau zwischen angekündigten und tatsächlich durchgeführten Maßnahmen unterscheiden. So wurde die eigentlich geplante Abkehr von einem auf Massenmobilisierung und Wehrpflicht basierenden Konzept hin zu einer kleineren Berufsarmee nie vollständig umgesetzt. Nach einem tiefen Einbruch der Ausgaben Anfang der 90er und einem Tiefstand von 24 Milliarden USD 1998 vervierfachten sie sich bis 2016 auf 98 Milliarden USD.

Obwohl die NATO heute mit 32 Mitgliedern erheblich größer und Russland (bzw. die USDDR) viel kleiner geworden ist, hat Russland alleine eine zahlenmäßige Überlegenheit insbesondere bei Kampfpanzern und Artillerie beibehalten.

Aus vielerlei Gründen ist ein direkter Vergleich der absoluten Zahlen der Rüstungsetats kaum sinnvoll. Zu unterschiedlich sind die Strukturen dahinter, z.B. handelt es sich bei der russischen Rüstungsindustrie ausschließlich um Staatsbetriebe. Demnach würde Russland nur etwa 25% mehr für seine Streitkräfte ausgeben als Deutschland, was angesichts der mehr als vierfachen Mannstärke und der aufwändigen Atom- und Weltraumrüstung absurd ist. Aber die Veränderungen kann man schon vergleichen.

Abrüstungsabkommen gab es immer nur für Massenvernichtungswaffen, niemals für konventionelle Rüstung.

https://www.bpb.de/themen/europa/russland-analysen/nr-306/216949/analyse-die-militaerreform-in-russland-und-ihre-folgen/

https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2018/heft/9/beitrag/deutsche-verteidigungsausgaben-seit-dem-ende-des-kalten-krieges.html

Bewerten
- +
Ansicht umschalten