kma schrieb am 05.06.2024 14:15:
Falls der Westen weiter liefert, was ja auch nicht ausgemacht ist. Im Westen wird ja auch kaum mehr produziert.
Der Westen fährt die Produktion gerade massiv hoch.
Von Rheinmetall hört man immer wieder, dass sie irgendwo NOCH ein Werk für 200.000 Granaten jährlich hochziehen, zum Beispiel.
Der Westen produziert im Moment zuwenig, weil er fast bei Null angefangen hat - mit Ausnahme der Amis, die aber auch mehr auf Lagerbestandserhalt als auf Aufrüstung abonniert waren.
Und die US-Unterstützung ist halt erratisch, in der EU waren die Rüstungsbetriebe noch weniger ausgebaut, also kommt wenig Unterstützung.
Aber es fährt gerade hoch. Es wird noch ein oder zwei Jahre dauern, bis da ein sinnvoller Stand erreicht ist.
Russland hat halt vorher schon ziemlich viel Geld fürs Militär ausgegeben und tut sich beim Hochskalieren leichter.
Allerdings sind die russischen Kosten für den Krieg alles in allem enorm und belasten die Gesellschaft gewaltig. Das trifft auch auf die Ukraine zu, auf die westlichen Staaten deutlich weniger. Wenn sich die russische Führung wirklich vorher in einem Konflikt mit dem Westen gesehen hat, war der Krieg ein strategischer Fehler.
Nur im Rückblick.
Vorab hat niemand damit gerechnet, dass die Ukraine sich effektiv wehren kann. Die Russen nicht, der Westen nicht, und wohl auch die Ukraine nicht.
Hätte der Angriff auf Hostomel geklappt, wären die Russen in Kiew einmarschiert, hätten die Regierung festgenommen und es wäre kaum noch sinnvoll Widerstand möglich gewesen. Und das hat tatsächlich auf Messers Schneide gestanden; wäre dort die gleiche Sorte Verrat gelaufen wie an der Südfront, wo Brücken entgegen den Planungen NICHT gesprengt wurden, wäre die Ukraine verloren gewesen.
Das dürfte wohl langfristig die Bedeutung Russlands eher schwächen.
Die ist schon jetzt nahe Null.
Auch mit der Ukraine wäre sie nahe Null. Es gäbe wieder einen kalten Krieg, weil Europa das gewaltsame Verschieben von Grenzen nicht akzeptieren will; die Sanktionen gegen Russland gingen ja schon mit der Krim-Annektion los, das hätte sich noch verschärft, wenn auch nicht so sehr wie wir es heute haben.
Wer sich freut, ist vermutlich China.
Ja und nein.
Einerseits finden sie es natürlich gut, wenn der Westen seine Kräfte gegen Russland konzentrieren muss.
Andererseits sind sie todunglücklich, dass Russland die Unverletzlichkeit der Grenzen so dreist ignoriert; das ist ein Grundpfeiler chinesischer Politik.
Und sie sind todunglücklich, weil der Krieg den Westen zu einer massiven Aufrüstung bewogen hat, der China das Leben bei einer Taiwan-Invasion sehr viel schwerer machen wird.
China liefert nur deshalb, weil es angesichts mehrerer Sprengsätze an der eigenen Volkswirtschaft dringend Devisen braucht.