Ansicht umschalten
Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Was ist denn die Strategie des Westens?

Nur erscheint mir das zumindest für den Westen keine rationale und schon gar keine ethische Strategie zu sein, weil sie die Ukraine als Werkzeug betrachtet und es das Leben der Ukrainer kostet.

Das kann man so sehen, es blendet aber wesentliche Aspekte aus.

Die Position, der angegriffenen Ukraine zu helfen ist gesinnungsethisch wohl begründet. Es ist erstmal moralisch richtig, einem Angegriffenen beizustehen.

Verantwortungsethisch sieht die Sache anders aus. Da zählt nicht die Absicht, sondern die Wirkung der Handlung. Und da wird eine Verteidigung irgendwann sinnlos, wenn sie nur auf Zeitgewinn für den Westen und immer weiter gehende Verwüstung ohne Perspektive für die Ukraine hinausläuft.

Gegen die "Werkzeug"-These spricht, dass die Ukraine ja selbst um diese Hilfe bittet, ja geradezu bettelt. Es ist die Ukraine die den Westen ständig auffordern muss, nicht nachzulassen und nicht umgekehrt. Der Westen müsste sich also ziemlich überheblich über die Ukraine stellen und sagen: "besser, wenn ihr die Verteidigung aufgebt und euch in euer Schicksal fügt. Wir können das besser beurteilen als ihr selbst. Außerdem stört ihr die Geschäfte".

Die Strategie ist, die Kosten für Russland in die Höhe zu treiben und keine Illusionen aufkommen zu lassen, der Westen sei nicht entschlossen oder in der Lage sich wirksam zu wehren.

Ein weiterer Aspekt ist das Aufrechterhalten der europäischen Friedensordnung, auch und gerade im Fall von Verstößen. Es sollte nicht normal werden, dass man, wie früher, zuerst die Armee schickt und dann nach ein paar Schlachten über das Resultat verhandelt. Krieg darf als "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" im Atomzeitalter nicht wieder eine allgemein anerkannte Option werden. Deshalb (und nicht aus "Russophobie") darf der Krieg nicht mit einem Erfolg für Russland enden. Wenn Russland die Ukraine nicht in der NATO sehen will, dann muss es das auf andere Weise erreichen als durch einen Einmarsch oder die Drohung damit, oder es muss halt damit leben. Es muss klar bleiben, dass auch der Aggressor ein Risiko trägt und nicht nur der Angegriffene, der (wenn es gut läuft) am Ende sein zerstörtes Land wieder aufbauen darf, während der Angreifer seine alten Waffen durch neue (und bessere) ersetzt und dann einen neuen Versuch starten kann, ohne dass ihn irgendjemand daran hindern könnte.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten