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Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Holodomor

Das sind doch Spitzfindigkeiten.

Das war ein Völkermord Russlands an den Ukrainern in genau dem gleichen Sinne wie der Holocaust ein Völkermord der Deutschen an den europäischen Juden war. Dafür spielt es keine Rolle, dass z.B. die Vernichtungslager nicht auf deutschem Boden waren und auch Nichtdeutsche daran beteiligt waren. Moskau hatte in den Hungergebieten die zentralistisch organisierte Staatsgewalt und war alleine verantwortlich, die Katastrophe ging auf konkludentes Handeln der Zentrale zurück. Es ist eine Schande, dass Russland für diesen Teil seiner Geschichte keine Verantwortung übernimmt, sondern den Mord an Millionen wegzudiskutieren versucht. DAS macht Deutschland nicht - vielleicht ist das auch nur der Unterschied zwischen dem Völkermord durch Sieger und dem durch Verlierer.

In Mariupol demontierte die russische Besatzungsmacht als eine ihrer ersten Amtshandlungen das Denkmal für die Opfer des Holodomor.

Stalin wusste, dass aus den ukrainischen Bauern keine Bolschewiken werden würden, zum einen weil sich als Ukrainer fühlten (schon vor dem Holodomor hatte der russische NKWD die ukrainische Intelligenzia und den Klerus liquidiert) zum anderen weil die Bauern die Lasten der sowjetischen Industrialisierung zu tragen hatten. Diese Kombination aus Niederschlagung des ukrainischen Nationalismus und der Devisenbeschaffung (durch Export des Getreides) für Rüstung und Industrie waren die Motive für den Völkermord. Er richtete sich gezielt gegen die Ukrainer, denn die Grenzen wurden geschlossen um den Verhungernden keine Möglichkeit zur Flucht zu lassen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Russen in dieser Zeit selbst hungerten, wenn auch nicht so katastrophal wie die Ukrainer.

"Der Bauer muss ein wenig Hunger leiden, um dadurch die Fabriken und die Städte vor dem Verhungern zu bewahren. Im gesamtstaatlichen Maßstab ist das eine durchaus verständliche Sache; dass sie aber der zersplittert lebende verarmte Landwirt begreift – darauf rechnen wir nicht. Und wir wissen, dass man hier ohne Zwang nicht auskommen wird – ohne Zwang, auf den die verelendete Bauernschaft sehr heftig reagiert." (Lenin, 1921)

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