Das ist die formal-juristische Argumentation.
Man könnte das ganze aber auch politisch-pragmatisch sehen. Der Fall, dass der Präsident nicht mehr handlungsfähig und ins Ausland geflohen war in der Verfassung nicht geregelt. Die Rada als die einzige noch funktionierende demokratische Institution hat diese Lücke gefüllt und eine Übergangsregierung eingesetzt, die dann schnellstmöglich Neuwahlen organisiert hat. Bei diesen Wahlen wurde der "illegale" Interimspräsident wieder durch einen demokratisch gewählten ersetzt. Gleichzeitig wurde vermieden, dass der Staat ohne Regierung ins Chaos stürzt.
Janukowitsch' Schicksal war besiegelt, als Putin ihn mit den Worten fallen ließ: "Juristisch gesehen ist Janukowitsch Präsident der Ukraine, aber ich glaube nicht, dass er noch eine Zukunft hat". Worauf hätte sich Janukowitsch bei einer Rückkehr stützen sollen? Armee und Polizei verweigerten ihm den Gehorsam, seine eigene Partei wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben, die Russen setzten statt auf den abgetauchten Präsidenten lieber darauf, dass die Anarchie sich ausbreiten und ihnen dann die Rolle der Ordnungsmacht von selbst zufallen würde. Diese Rechnung ging nicht auf.