... dann sollte man sich bewusst werden, dass es 1999 in Moskau einen Putsch des Geheimdienstes FSB gegeben hat, der Putin als Nachfolger von Jelzin (im Austausch gegen Straffreiheit) installierte. In Folge sind sehr viele Spione auf einflussreiche Positionen in Wirtschaft und Politik gewechselt.
Das sind so viele, dass in Russland sogar ein eigenes Wort "Silowiki" dafür geprägt wurde.
In Putins direktem Umfeld sind das an Schlüsselstellen u.a.
Igor Setschin
Gennadi Timtschenko
Sergei Tschemesow
Alexander Bortnikow
Sergei Iwanow
Raschid Nurgalijew
Nikolai Patruschew
Sergei Schoigu
Viktor Ivanov
Sergey Naryshkin
Dmitry Rogozin
Vyacheslav Volodin
Wladimir Michailowitsch Gundjajew (Patriach Kyrill I)
Die Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Das Russland mit einer Reihe von - aus Berufsgründen - paranoiden Spionen an der Spitze jeden und alle als Feinde Russlands sieht sollte daher niemanden verwundern.
Genauso wenig sollte einen wundern, dass die vorherrschende Motivation der Silowiki die Wiederherstellung Russlands in den Grenzen der Sowjetunion ist. Nach meiner heutigen Einschätzung waren Putins Rede im Bundestag und Russland Beteiligung an der NATO-Russland-Grundakte nur strategische Manöver, um den Westen einzulullen - aber nie ernst gemeint, da sie dem Ziel der Wiederherstellung Russlands zu imperialer Größe im Wege stand.
Aber die Gutmütigkeit und Vertrauensseligkeit des Westens haben Russland Zeit verschafft aus einer verzweifelten Lage zu mindestens in eine schlechte Lage aufzusteigen.
Seit 2014 versucht Russland über seine verdeckten Aktionen im Donbass und auf der Krim die Ukraine zu destabilisieren und zu einer leicht zu pflückenden Frucht zu machen. Die katastrophale Fehleinschätzung der eigenen Erfolge bei der Destabilisierung der Ukraine und die Überschätzung der eigenen militärischen Möglichkeiten und Fähigkeiten hat zu einem heißen Krieg geführt, den Putin möglicherweise taktisch gewinnt (auch das ist nicht sicher), aber strategisch bereits verloren hat.