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Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Weil sie nicht Kriegspartei sind?

Fragt sich nur von wessen Seite.

Hat Russland die Ukraine STELLVERTRETEND für den ganzen Westen angegriffen? Oder verteidigt die Ukraine STELLVERTRETEND für die Länder die fürchten, als nächstes dranzukommen, ihr Territorium? Ist es nicht ein Faktum, dass der Krieg beendet wäre, wenn Selensky beschließt seine Armee nicht mehr weiterkämpfen zu lassen? Was könnten die USA oder meinetwegen die NATO dagegen tun? Absolut nichts. Ohne ukrainische Soldaten und deren Bereitschaft sich der russischen Übermacht entgegenzustellen nützen alle Waffenlieferungen nichts.

Dann ist der Krieg auch ohne Verhandlungen zuende und die Russen stehen halt da, wo sie eben stehen. Eine Chance, ihre Eroberungen jemals anerkannt zu bekommen, haben sie genauso wenig wie 1940 im Baltikum. Sobald sie eine Schwäche zeigen fliegt ihnen dann alles um die Ohren, genau wie der verblichenen Sowjetunion. Mit dem Unterschied, dass sie außer von 5 Millionen Esten, Letten und Litauern auch noch von 40 Millionen Ukrainern gehasst werden, die ihretwegen Freunde, Angehörige, ihre Wohnung ihre Heimat und ihren Besitz verloren haben. Wie man auf die absurde Idee kommt, so etwas sei im Sinne der eigenen "Sicherheitsinteressen" zwingend erforderlich, verstehe ich nicht. Für mich sieht das nach einer Handgranate aus, deren Sicherungsstift man wegwirft und die man man niemals wieder loslassen darf.

Einfache Regel: der Staat auf dessen Territorium die Kämpfe stattfinden, ist der Verteidiger. Derjenige, der mit seinen Truppen auf fremdem Boden steht ist der Aggressor. Daran werden alle schlauen Texte über die bösen USA nichts ändern.

Die USA will nicht KEINEN Verhandlungsfrieden, aber sie lehnt Gesprächsformate ab, bei denen sie Russland Teile der Ukraine schenken und "Garantien" abgeben soll, damit Russland seine Aggression beendet. Die Ukraine hat ein unveräußerliches Recht darauf, von Russland in Ruhe gelassen zu werden und muss sich dieses Recht nicht mit Gebietsabtretungen erkaufen. Ein solcher Handel ist eine völlig irre Vorstellung.

Da ist ist es eher wahrscheinlich, dass die Ukraine und der Westen den Krieg OHNE Verhandlungen beenden werden (z.B. indem sie die Unterstützung einstellen, aber die Sanktionen aufrecht erhalten), als sich auf so eine Retro-Veranstaltung einzulassen wo der Elefant im Raum, nämlich die Aggression Russlands, nicht benannt werden darf. Der Glaubenssatz, dass Kriege immer durch "Verhandlungen" beendet werden ist historisch falsch. Mit Hitlerdeutschland z.B. gab es nie substantielle Verhandlungen.

Wenn, dann muss Russland mit der Ukraine direkt verhandeln und zwar auf der Basis der UN-Charta und der Resolutionen der UN-Generalversammlung. Diese Basis ist nicht verhandelbar, weil alles andere auf eine Ausnahme vom Völkerrecht zugunsten des Aggressors Russland hinausliefe. Für sein absurde Konzept hat Putin keinerlei internationale Unterstützung, auch nicht von China - auch der chinesische Friedenplan nimmt ausdrücklich Bezug auf die UN-Charta.

Man kann über Schritte reden, die wieder in Richtung eines rechtmäßigen Zustand führen, aber nicht über das Ziel. Vor allem muss dringend über die von Russland durch die Zerstörung der ukrainischen Stromversorgung drohende humanitäre Krise im nächsten Winter geredet werden, über die Sicherung der Atomanlagen, über das Einbringen der Getreideernte, von der das Überleben von Hunderttausenden abhängt, über Krankenhäuser, Schulunterricht und dergleichen. Russland hat als Aggressor und Besatzungsmacht vor allem Pflichten und kein Recht, irgendetwas zu fordern.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.06.2024 13:55).

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