Die Ukraine-Krise - Realpolitik anstelle von Wunschträumen!
Die öffentliche, mediale Diskussion über den Ukraine-Krieg wird vereinfacht und manipulativ geführt nach dem Motto - die Emotion treibt die Vernunft vor sich her - und verantwortungslos verkürzt auf den sofortigen Stop aller Energie-Importe aus Russland und die sofortige Lieferung immer tödlicherer Waffen an die Ukraine!
Ersteres würde uns mehr schaden als dem Aggressor und letzteres basierte auf dem frommen Selbstbetrug, auf einen Sieg der Ukraine gegen die mörderische russische Kriegführung zu setzen, ohne selbst Waffen in die Hand zu nehmen. Und das Ganze vor dem Hintergrund von Spekulationen über die Kriegsmotive und Kriegsziele von Putin, die eigentlich äußerste Vorsicht und Zurückhaltung gebieten müßten.
Dennoch erleben wir ein Übermaß an Kriegs-, militärischem Sieg- und Niederlage- sowie an Waffen-Rhetorik. Eine zielführende Friedensrhetorik wird dagegen vergessen. Stattdessen sind die Konservativen schon eifrig damit beschäftigt,16 Jahre Merkelsche Regierungsverantwortung und regelmäßige Moskaubesuche von CSU-Vorsitzenden vergessen zu machen, indem Sie kräftig am Narrativ der "gescheiterten Russlandpolitik der SPD" stricken.
Und die wahnwitzige Einforderung einer Führungs (Führer?)-Rolle von Deutschland läßt den Blick auf unsere wenig „ruhmvolle“ Vergangenheit vermissen! Insbesondere, wo doch noch bei zu Vielen sich historisch rassistisches, imperialistisches, völkisches, demokratiefeindliches Erbgut herumtreibt! Scholz Mantra von „kein deutscher Alleingang“ ist daher richtig!
Und kaum waren 10 Wochen Ukraine-Krieg in‘s Land gezogen, warfen erste Medien - wie z.B. die Süddeutsche Zeitung, wenn auch nur unter ferner liefen im Medienteil bzw. im Feuilleton - einen ersten kritischen Blick auf die bis dahin eskalationsheischende Kriegsberichterstattung der Medien bzw. ließen kritische Stimmen wie z.B. die des Philosophen Jürgen Habermas zu Wort kommen - als einer der ersten ist der Fränkische Tag mit einem Interview des Friedensforschers Professor Egon Spiegel hervorzuheben. Auch die ZEIT und der SPIEGEL hatten über das Interview mit Habermas berichtet, aber gleich jeweils einen ultimativen Kontra-Artikel veröffentlicht, so dass beim Leser nicht der Eindruck entstand, es hätte sich nicht um einen einmaligen “Ausrutscher“ der ZEIT bzw. des SPIEGEL gehandelt. Des Weiteren wurden später zwei gegensätzliche offene Briefe an Bundeskanzler Scholz zum Ukraine-Krieg veröffentlicht, was wohl auch von einigen Medien als ein Denkanstoß begriffen wurde, ihre bisherige einseitige und wenig besonnene Berichterstattung aufzugeben (vgl. hierzu z.B. den Kommentar von Giovanni di Lorenzo in der ZEIT vom 5.5.2022 „Deutsche Debatten“).
Gewissermaßen als Feigenblatt bezogen die Medien - nach der kritischen Veröffentlichung der offenen Briefe - bisweilen in ihre Diskussionen einen nicht dem Waffenlobbyismus verfallenen Diskutanten mit ein, der aber in der jeweiligen Minderheit sich nicht nur den anderen Mehrheits-Diskutanten erwehren musste, sondern auch noch den jeweiligen Moderator gegen sich hatte. Denn die Moderatoren übernahmen, anstelle ihre Moderationsaufgabe wahrzunehmen, die Positionen der Waffenbefürworter, die sie kompromisslos verteidigten. Das Losungswort für den Kreis dieser eingeschworenen Waffenstürmer lautete: „die Ukraine muß den Krieg gewinnen“, dessen wortgetreue Aussprache streng eingefordert wurde und immer noch wird.
Allerdings zeigten die ersten diesbezüglichen Talkshow-Diskussionen, dass die Gegner der kriegskritischen Wortmeldungen wiederum vorwiegend nur militaristisch argumentierten!
Und SPIEGEL-Chefredakteurin Amanns Erklärung, nach der wochenlangen SPIEGEL-Dauer-Kampagne Pro-Waffen-Anti-Scholz würden ein paar gegensätzliche Artikel doch Ausgewogenheit demonstrieren, zeugt von unglaublicher Selbstgewissheit und Fehleinschätzung! Nichts verstanden?
https://www.freitag.de/autoren/sigismundruestig/ein-aktueller-einspruch-die-ukraine-krise-realpolitik-anstelle-von-wunschtraeumen
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