2. Auch die These vom imperialistischen Russland mit Ambitionen zur Wiederherstellung des Zarenreiches bzw. der Sowjetunion ist unhaltbar. So haben geschätzte 150.000 Mann russischer Truppen am 24. Februar 2022 die Grenze zur Ukraine überschritten, viel zu wenig angesichts der Ausdehnung des Landes und der Stärke seiner Armee, wenn es darum ging, die Ukraine tatsächlich zu erobern. Es geht zum einen um die Zerstörung der materiellen wie personellen, militärisch nutzbaren Infrastruktur der Ukraine als zukünftiges, Russland unmittelbar bedrohendes Mitglied der Nato.
Zum anderen territorial nur um den russophonen Donbass im Osten des Landes, dessen Bevölkerung von Kiew diskriminiert und dessen Autonomie trotz des völkerrechtlich verbindlichen Minsker Abkommens II vom Februar 2015 mit Waffengewalt und Tausenden von Toten bekämpft wurde (Vad 2023; Kujat 2023).
Gut gebrüllt, Löwe. Bloß warum war das nicht-imperialistische Russland nicht in der Lage Minsk-1 & Minsk-2 wenigstens einen einzigen Tag zu reapektieren?
Mal ganz davon abgesehen, dass die These insofern Ausweis einer vorsätzlichen Realitätsverweigerung ist, dass die Russische Föderation weitaus mehr als nur den Donbass annektiert hat. Der Aufsatz scheitert in Gänze an der Weigerung selbst einfachste Sachverhalte zur Kenntnis zu nehmen.