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Avatar von Der nette Junge von nebenan
  • Der nette Junge von nebenan

270 Beiträge seit 28.07.2012

Die Emotionen kochen hoch ...

... wie man auch in diesem Forum beobachten kann. Im gleichen Maß sinkt das Niveau der Diskussion, man tauscht eigentlich nur noch Beschimpfungen und aus dem Kontext gerissene Einzelbeispiele für die Verdorbenheit und Verkommenheit der jeweils anderen Seite aus. Dass man sich damit oft genau der gleichen Dinge schuldig macht, die man der Gegenseite vorwirft, nämlich absurde Pauschalisierung, Rassismus, grobe Vereinfachungen, Doppelmoral, Whataboutism, etcpp fällt gar nicht mehr auf...
Ich beobachte auch einen Hang zur Vereinfachung, oft habe ich das Gefühl den meisten ist nicht klar, dass es eine Gut/Böse-Einteilung nur in Hollywood gibt und die reale Welt dann doch komplexer ist (eine einfache Gut/Böse-Einteilung spielt den Propagandisten auf beiden Seiten in die Hände und wird daher auch gefördert).

Hierzu mal ein Beispiel: Jeder Streit in Ehe oder Partnerschaft ist durch beide Parteien mehr oder weniger bedingt, es gibt dort kein Gut/Böse (von extremen Ausnahmen mal abgesehen). Beide Partner haben Anteil am Problem sowohl als auch an der Lösung. Dort akzeptieren die meisten Menschen eine Grauzone wo es eben nicht ums Recht-haben und Gut-sein geht sondern ums Kompromisse-finden und Interessen-ausgleichen.

Warum sollte das nun auf der Ebene internationaler Beziehungen, in der es um das Miteinander von Millionen von Menschen geht und auch historische Gegebenheiten die sich über Jahrzehnte erstrecken berücksichtigt werden müssen, anders sein? Komischerweise glauben viele Menschen hier viel eher an ein einfaches Gut/Böse-Schema obwohl internationale Beziehungen zwischen Staaten unendlich viel komplexer sind als die Beziehung zwischen zwei Ehepartnern.

Und selbst in den extremen Ausnahmen kann man immer noch nach Gründen suchen. Hier bekommen viele Menschen leider den konzeptionellen Unterschied zwischen einer Rechtfertigung und einem Nachvollziehen nicht auf die Reihe. Wieder im Beispiel: Die Ehefrau erschlägt den Mann weil er fremd gegangen ist (oder der Mann die Frau, es ist nur ein Beispiel). Der Fall ist klar, Frau ist eine Mörderin. Wir können aber nachvollziehen dass sie wütend war wegen des Fremdgehens und daher im Affekt ihren Mann erschlagen hat. Je nach Rechtsprechung gibt es hier vielleicht sogar mildernde Umstände. Das rechtfertigt natürlich nicht ihr tun, Mord ist Mord. Worauf ich hinaus will: auch vermeintlich klar Fälle haben oft einen komplexeren Hintergrund der zur Beurteilung berücksichtigt werden sollte.

Also bitte, liebe Freunde im Forum, seid doch etwas ziviler im Umgang! Soviel Gift und Galle wie hier verspritzt ist macht mich echt fassungslos!

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