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  • ratwol22

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2022

-Spanien 1936-

Anmerkung: "Komintern" ist das Kürzel für "Kommunistische Internationale".

Der Spanische Bürgerkrieg, der mit revolutionären Aufständen begann, endete bekanntlich in einem bzw. mehreren Desastern. Ich werde nun zwei Texte mit Quellenangabe zitieren. Es bedarf keines Kommentares von meiner Seite, denn der Inhalt der Texte spricht für sich selber:

Zitat:
"Mit den sowjetischen Waffenlieferungen verschob sich das Kräfteverhältnis hin zu einer autoritären Machtkontrolle durch die sowjetisch dominierte PCE. Durch den Zuwachs des stalinistischen Einflusses auf das republikanische Spanien konnten Angehörige des sowjetischen Geheimdienstes NKWD und Angehörige der Komintern eine massive Terrorwelle gegen die anarchistische CNT, die marxistische POUM oder echte und vermeintliche Trotzkisten lostreten. Sie wurden als „faschistisch-trotzkistische Spione“, als „fünfte Kolonne Francos“ oder als Defätisten diffamiert. Die Auseinandersetzungen gipfelten in den Maiereignissen von Barcelona, einem „Bürgerkrieg im Bürgerkrieg“ – einem internen Konflikt, der die Republik zusätzlich schwächte. Der sowjetische Geheimdienst NKWD ermordete im Namen des Antifaschismus missliebige Mitkämpfer, die tatsächlich oder vermeintlich von der Moskauer Linie abwichen."
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Spanischer_B%C3%BCrgerkrieg)

Zitat:
"„Der Anarchosyndikalismus war durch seine Psychologie, sein Temperament, seine Reaktion der spanischste Teil von ganz Spanien.“
(Jose Peirats)

Natürlich hatte Stalin kein Interesse daran, daß Anarchisten in Spanien siegen sollten. Auf der anderen Seite gab es keine marxistische Arbeiterbewegung; die flugs gegründete Kommunistische Partei zählte gerade 3.000 Mitglieder. Was man also real nicht hatte, versuchte man nun mit Erpressung zu erreichen. Stalin hatte hierbei sein sicheres Faustpfand: die Waffen. Durch die marxistische Minderheit in Spanien, vor allem aber durch die Ausnutzung der Vorteile, die ihnen die Beteiligung an der Regierung gegenüber den Anarchisten brachte, drängte er nun darauf, reine kommunistische Einheiten aufzustellen, und andere Einheiten unter kommunistische Leitung zu stellen: nur denen würden Waffen geliefert. Der Plan war einfach: erst den Faschismus schlagen, dann die Anarchisten und Trotzkisten liquidieren. Mangels Mitglieder der KP war das aber nicht so einfach. Man verfiel auf die Idee, von den kommunistischen Parteien anderer Länder Internationale Brigaden aufstellen zu lassen; mit Hilfe dieser kommunistischen Einheiten, mit Hilfe der einseitigen Verteilung der Waffen, mit Intrigen und Polizei, politischen Kommissaren und „Militärberatern“, Gefängnissen, Spitzeln und Folterungen, kurz: mit dem gesamten Arsenal des stalinistischen Machtapparates, gelang es den Bolschewiki im Laufe des Bürgerkrieges, sich in eine politische Machtposition zu schieben.
Die Dreckarbeit überließ man freilich den Anarchisten und der POUM, die große Frontabschnitte zu halten hatten, und man war sich völlig darüber klar, daß man lieber den Faschismus siegen lassen würde, als den Anarchismus zu dulden. … Fast 30% der Internationalen Brigaden war statt mit dem Kampf gegen den Faschismus mit Vergewaltigung, Bespitzelung, Verhören und sogenannten „Säuberungen“ beschäftigt – weniger gegen Faschisten, als vielmehr gegen Sozialisten, Anarchisten und Trotzkisten.
So betrog die stalinistische Führung nicht nur das spanische Volk, sondern auch ihre eigenen Genossen.

In Spanien haben Faschismus und Stalinismus den bisher bedeutendsten Versuch der Geschichte, eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Herrschaft aufzubauen, niedergeschlagen."

(Quelle: Was ist eigentlich Anarchie? Karin-Kramer-Verlag, Berlin)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.09.2023 16:25).

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