Russlands Anpassungsfähigkeit... Und die der Ukraine

Wie immer hat auch diese Medaille zwei Seiten: völlig irrelevant ist die Kertsch Brücke natürlich nicht, sonst hätte die russische Armee nicht einen Ring aus Hochleistungs-Flugabwehrbatterien, und extrem gesicherte Zufahrtkontrollen eingerichtet sowie Dutzende ausgemusterter Schiffe im Zustrom zur Brücke versenkt, um sie vor Gefahren aus der Luft, dem Land und dem Wasser zu schützen.
Aber selbst wenn es gelänge, die Kertsch-Brücke nachhaltig zu beschädigen, sodass sie selbst über Monate hinweg nicht mehr nutzbar wäre, muss man die sprichwörtliche russische Anpassungsfähigkeit beachten:
Sie würden mit hoher Sicherheit einen Hochleistungs-Fährbetrieb auf die Beine stellen, der einen relevanten Teil des Warentransports zur Krim kompensieren könnte. Den Rest würde man durch Flugtransporte mit den gigantischen Antonov-Militärtransportern per Luftfracht erledigen.
Drittens könnte ein weiterer Weg über schwimmende Inseln aufgebaut werden, die mit multiplen Pontonbrücken miteinander verbunden werden.
Die Pointe ist: die Russen sind so hemdsärmelig und gut im Improvisieren, dass sie vermutlich alle drei alternative Frachtrouten innerhalb von zwei Wochen voll ausgebaut hätten.
Und das sage ich nicht, weil ich ein Fan wäre, sondern, weil man immer mit worst case Szenarien rechnen sollte, wenn man klug ist.
Ein isolierter Angriff auf die Kertsch-Brücke wäre also taktisch zu kurz gedacht und müsste Maßnahmen beinhalten, die sich auch gegen die absehbaren Umgehungsrouten richtet.
Das erscheint aber angesichts des Herumgeeieres um Taurus und ATACSM etwas zu sein, was die Ukrainer vermutlich ganz alleine werden lösen müssen.
Und auch das sollte man nicht voreilig ausschließen, immerhin hat die eigentlich nichtexistente ukrainische Marine mit selbstentwickelten Unterwasserdrohnen und Neptunraketen ein Drittel der Schwarzmeerflotte versenkt, Verzeihung, durch stürmischen Seegang und Selbstentzündung zu einem vorzeitigen Hafeneinlauf geführt.