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  • T. Steffen

917 Beiträge seit 10.07.2002

Schlechte Analyse

Ich will gar nicht von unsachlichen und wertenden Auslassungen Pipers
schreiben. Das haben andere hier schon übernommen. Ich finde den
Artikel insgesamt zwar überfüllt mit scheinbaren Fakten und einem
geradezu peinlichen militärischen Sprachgebrauch oder das, was Piper
dafür hält ("Dislozierung" - meine Güte). Aber darüber hinaus ist der
Artikel hinsichtlich seiner Analyse einfach grottenschlecht. 

Russland hat - im Gegensatz zu vielen westlichen Staaten -
militärische Gewalt nie als ein für sich allein stehendes Mittel
begriffen. Es gibt in Russland auch keine Interessengruppen von
Rüstungsunternehmen und nahestehenden Firmen, die einen Krieg allein
aus den sich ergebenden Umsätzen motivieren könnten. Das ist sehr
wichtig als Gegensatz zur US-Politik festzuhalten, wo eben Krieg
nicht nur eine Fortsetzung von Politik sondern teilweise Selbstzweck
ist. 

Wenn militärische Gewalt ausschließlich durch den russischen
Präsidenten und seine Administration als Fortsetzung ihrer Politik
angewandt wurde, so muss man feststellen, dass die Intensität
russischer Militäraktionen seit 1999 kontinuierlich gesunken, ihre
Wirksamkeit aber deutlich gestiegen ist. Jane´s schreibt hierzu:
"This whirlwind campaign seems to herald a new sophistication in how
Russian commanders conduct military operations. The most distinctive
feature of the Russian operation was its emphasis on economy of
effort. Unlike previous interventions in Afghanistan in the Soviet
era, or Chechnya and Georgia more recently, where Russian commanders
relied on mass employment of tanks and artillery, the Crimea
intervention featured fewer than 10,000 assault troops lined up
against 16,000 Ukrainian military personnel."

Großangelegte Operationen, wie von Piper hier in erregter Art und
Weise erhofft, wird es weder gegenüber der Ukraine noch gegenüber
irgendwelchen NATO-Staaten geben. Warum auch? Welche Politik soll
damit mit militärischen Mitteln fortgesetzt werden bzw. welche
hochwertigen politischen Ziele sollen denn eine solch riskante und
teure Aktion rechtfertigen? Die Krim war ein Schnäppchen. Die
eingesetzten Spezialeinheiten standen nach Sotschi zur Verfügung und
da erfolgte der Einsatz innerhalb des politischen Prozesses en
passant.  

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