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  • 12haf

478 Beiträge seit 24.01.2002

Satire und Framing

Es scheint vom Friedensvertrag-Entwurf wohl verschiedene Versionen zu geben. Öffentlich zugänglich ist kein einziger Vertragsentwurf. Auch der Telepolis-Autor präsentiert keinen Link zu wenigstens einem der Entwürfe, obwohl das Gerücht vom "beinahe unterzeichneten Friedensvertrag-Entwurf" nun seit Jahren alle paar Monate aufgewärmt wird.

Ich kann nicht beurteilen ob der Autor beabsichtigte eine Satire zu schreiben, aber es liest sich wie eine, wenn er schreibt:

Was man vollständig vermisst, was bei Charap und Radchenko eine zentrale Rolle spielt: die Konzessionen, zu denen auch Russland bereit war. In deren Analyse heißt es: Putin und Selenskyj überraschten alle mit ihrer gegenseitigen Bereitschaft, weitreichende Zugeständnisse zur Beendigung des Krieges in Betracht zu ziehen. Das Kommuniqué enthält noch eine weitere Bestimmung, die im Nachhinein verblüffend ist: Es fordert die beiden Seiten auf, sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren um eine friedliche Beilegung ihres Streits über die Krim zu bemühen.

Um dann zu schreiben:

Die Welt, die ebenfalls den letzten Vertragsentwurf vorliegen hat, betont hingegen: Die ursprüngliche ukrainische Forderung, der ein Passus im Istanbul-Kommuniqué gewidmet wurde, dass der Status der Krim innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre in Verhandlungen zu klären sei, fand sich im Vertragsentwurf nicht wieder.

Das ist Satire-Gold. Er hätte also auch schreiben können: Nach neustem Stand, war laut Welt, Russland zu keinen Konzessionen bezüglich der Krim bereit.
Das hätte aber ein komplett anders, wohl nicht gewolltes, Framing.

Weiter heißt es dann:

Während das Kommuniqué und der Entwurf vom 12. April klarstellten, dass die Garantiestaaten unabhängig voneinander entscheiden würden, ob sie Kiew im Falle eines Angriffs auf die Ukraine zu Hilfe kämen, versuchten die Russen im Entwurf vom 15. April, diesen entscheidenden Artikel zu unterlaufen, indem sie darauf bestanden, dass eine solche Aktion nur "auf der Grundlage eines von allen Garantiestaaten vereinbarten Beschlusses" erfolgen würde – was dem wahrscheinlichen Angreifer, Russland, ein Veto einräumte.

Selbst dem Dümmsten dürfte klar sein, dass ein "Vetorecht" Russlands, das bei einem Angriff auf die Ukraine jegliche Hilfe verhindert hätte, völlig untragbar ist und die Verhandlungspartner meilenweit entfernte, diametrale Positionen vertraten - selbst am 15. April.

Der satirische Euphemismus des Auto laut dazu:

Dieser Punkt stand demnach am 15. April weiterhin zur Debatte.

Brillant!

Eine winzige, sicherlich völlig nebensächliche Kleinigkeit wird vom Autor überhaupt nicht erwähnt, nämlich dass die Kleinigkeit der zukünftigen Grenzziehung zwischen der Ukraine und Russland im Entwurf überhaupt nicht zur Sprache kommt und erst in folgenden Gesprächen zwischen Selenski und Putin zur Sprache kommen sollte.

Ganz klar, bei Betrachtung dieser Punkte, kann man nur zu einem vernünftigen Schluss kommen: der Friedensvertrag zwischen der Ukraine und Russland stand ganz kurz vor dem Abschluss und die Faktenfinder-Aussage "Waffenstillstand war nicht kurz vor dem Abschluss" ist NATO Propaganda.

Satire-Gold mit einem faden Beigeschmack.

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