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  • Goerlitzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2007

Im estnischen Unabhängigkeitskrieg ging es gegen Deutschbalten nicht Bolschewiki

Die Bolschewiki hatten gemäss den grundsätzlichen politischen Vorgaben Lenins (s. unten) die Unabhängigkeit Estlands im August 1918 endgültig anerkannt. Die heftigsten Widersacher der estnischen Unabhängigkeit - am 24.2.18 war eine estnische Regierung gebildet worden - waren die Deutschbalten und die zaristisch orientierten Russen ("Weissen"). Ein lettisch-estnisches Volksheer bezwang Ende Juni 1919 deren "Baltische Landwehr" in der Schlacht von Cesis, so dass noch heute der 23.6. in Estland als Unabhängigkeitstag begangen wird.

Die Bolschewiki hatten im November 1918 den Friedensvertrag von Brest-Litowsk aufgekündigt, weil sie realisierten, dass die Gebietsabtretungen im Westen von Deutschen, Allierten und Zaristen für den Aufmarsch konterrevolutionärer Verbände genutzt wurde. Die Kämpfe und Scharmützel, bei denen im Herbst 1919 estnisch-lettische Verbände und Weissgardisten gegen die Bolschewiki standen, fanden jedoch weitgehend auf russischem Territorium statt. Im Januar 2020 beendete dann Auszehrung beider Seiten den Kleinkrieg.

Lenin wendete sich frühzeitig gegen den Imperialismus, auch den russischen. In seinem Werk "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus" schrieb er: "Um in zensurfähiger Form dem Leser klarzumachen, wie schamlos Kapitalisten...in der Frage der Annexionen lügen, ...war ich gezwungen, als Beispiel "Japan" zu wählen. Der aufmerksame Leser wird mit Leichtigkeit an Stelle Japans Russland setzen und an Stelle Koreas - Finnland, Polen, Kurland, die Ukraine, Chiwa, Buchara, Estland und die anderen nicht von Grossrussen besiedelten Gebiete". Warum er dann allerdings bei der Republikseinteilung der Sowjetunion das von Grossrussen besiedelte Neurussland im Küstenbereich des Schwarzen Meers der Ukraine zuschlug, ist nicht ganz klar.

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