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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Kausalität?

Mich persönlich irritiert der Artikel ein wenig. Mir wurde nicht ganz klar, was der Autor wirklich zum Ausdruck bringen möchte und auch eine wirkliche Kausalität vermisse ich, ehrlich gesagt.

Eins aber kurz vorweg:

Als ich kürzlich ein Video sah, in dem ukrainische Truppen aus einem von den USA gelieferten Bradley-Kampfpanzer steigen,

Ich möchte ungern Haare spalten und auch keine Korinthen kacken, aber der Bradley ist kein Kampfpanzer, sondern ein Schützenpanzer. Also eher Kategorie wie hier der Marder/ Puma.
Ein Schützenpanzer ist einem feindlichen Kampfpanzer an Feuerkraft, Panzerung und Reichweite unterlegen, daher sind die auch leichter zu zerstören als Kampfpanzer.
Deren Kampfpanzer Abrams werden übrigens im Herbst in die Ukraine geliefert, derzeit befinden die sich noch hier in Deutschland, weil ukrainische Soldaten noch darauf geschult werden.

Zum eigentlichen Thema…

Ukraine: Warum sich das enorme US-Militärbudget auf dem Schlachtfeld nicht auszahlt

Schon mit der Überschrift tue ich mich schwer… Denn was genau hat das Militärbudget der USA direkt mit dem ukrainischen Schlachtfeld zu tun?
Die USA exportieren Waffen in die Ukraine, die USA sind dabei aber keine Kriegspartei, die USA sind also nicht direkt im Krieg involviert (Moskau existiert meines Wissens noch), die USA geben zudem auch nicht wirklich sonderlich viel vom „enormen“ Militärbudget aus, wie scheinbar suggeriert werden soll.

Zur Erinnerung: DAS hier haben die USA an militärischer Unterstützung der Ukraine geliefert (ganz aktuell vom 18.07):

https://media.defense.gov/2023/Jul/19/2003263170/-1/-1/1/UKRAINE-FACT-SHEET.PDF

43,3 Milliarden $ vom „enormen“ Budget sind gerade einmal ~ 5%. Das heißt, daß von dem „enormen“ Budget gar nicht so viel auf dem Schlachtfeld im Einsatz ist.

Zum Vergleich hier die Übersicht der deutschen, militärischen Unterstützungsleistungen (12.07.):

https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/krieg-in-der-ukraine/lieferungen-ukraine-2054514

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eine elementare Wahrheit über unseren Militärapparat: Er ist nicht am Krieg interessiert.

Hier wird es m.E. etwas schräg. Der Autor versucht seine gewagte These mit verschiedenen Behauptungen zu untermauern, auf die aber leider nicht wirklich belastbar näher drauf eingegangen wird. Der Autor arbeitet sich an der US-amerikanischen Luftwaffe ab und behauptet dabei unter anderem auch, die Air Force hätte selbst behauptet, eine F-35 könne noch nicht einmal geradeaus feuern. Ich kann mich daran sogar noch erinnern: Vor ein paar Jahren machte das die Runde, daß das US-Verteidigungsministerium das für nicht akzeptabel hielt. Man sollte aber dazu sagen, daß das nur einrr von relativ vielen festgestellten Mängeln war, die es zu beheben galt. Das ist in der Entwicklung jetzt nicht wirklich etwas besonderes. Der Autor kam mit alldem dann zu dem folgenden Schluß:

Die Folgen für die US-amerikanischen Bodentruppen in künftigen Kriegen werden verheerend sein

Eine wirkliche Begründung für seine Schlußfolgerung sehe ich persönlich allerdings nicht. Ebensowenig verrät der Autor m.E., was das alles überhaupt mit der Überschrift zur Seite 1 von 2 zu tun hat und was uns der Autor letztens Endes damit dann sagen will. Das passt doch irgendwie vorne und hinten nicht.

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Seite 2 geht ziemlich abenteuerlich weiter:

Doch selbst mit dieser gigantischen Summe Geld ist das System offenbar nicht in der Lage, die Mittel für einen begrenzten Krieg, wie er derzeit in der Ukraine stattfindet, aufzubringen.

Wie kommt der Autor darauf? Die USA befinden sich diesbzgl. NICHT im Krieg. Deshalb fehlt da auch die Kausalität. Es ist schlicht Quatsch!

Der Konflikt ist geprägt von aufeinander folgenden Ankündigungen, dass immer leistungsfähigere Waffensysteme an die Ukrainer geliefert werden – Javelins-Panzerabwehrraketen, 155-mm-Haubitzen, Himars-Präzisions-Langstreckenraketen, Patriot-Luftabwehrraketen, Abrams-Panzer und demnächst auch F-16-Jagdflugzeuge.

So ganz stimmt das ja nicht. Richtig ist, daß von den Unterstützerländern sorgfältig geprüft wird, welche Waffengattungen mit dem Ziel die Ukraine in die Lage zu versetzen sich gegen den Angriff Russlands verteidigen zu können, geeignet sind und daß gleichzeitig ganz klar ist daß es eben nicht das Ziel ist Russland anzugreifen. Besonders gut kann man das beim Thema Langstreckenraketen beobachten. Natürlich könnten nicht nur die USA, sondern auch andere Unterstützer-Länder Raketen liefern, die mühelos zum Beispiel Moskau in Schutt und Asche legen könnten. Genau das ist aber weder gewollt, noch der Sinn und Zweck der militärischen Unterstützung in Form von Ausbildung und Lieferung von Rüstungsgütern. Nur werden solche Themen auch stets angepasst und auch regelmäßig neu bewertet. Da Russland z.B. Stellungen weit zurück gezogen hat, damit auch Nachschub und Depots u.ä. zum Teil außer Reichweite gebracht wurden und Russland die Ukraine auch zum Teil aus der Distanz angreift, wurde das Thema überdacht und England waren die Ersten, die mit den Storm Shadows Waffen lieferten, die auch weiter gelegene Ziele erreichen und so die Verteidigung der Ukraine besser unterstützen können.

Jetzt hat Biden mit seinem Versprechen, Streubomben zu schicken, die dafür bekannt sind, dass sie noch fünfzig Jahre nach dem Ende des jeweiligen Krieges Kinder töten und verstümmeln, für weltweite Empörung gesorgt.

Das Thema wird m.E. zurecht kritisiert / diskutiert. Für mich noch nicht einmal in erster Linie wegen des damit verbundenen, sehr wahrscheinlichen Einsatzes dieser Munition, denn das wäre ein Stück weit heuchlerisch. Meines Wissens nach wurde diese Munition bereits von beiden Seiten eingesetzt, der Ukraine geht die nur mittlerweile aus und möchte sozusagen Nachschub. Auch daß die russische Seite sich kein bisschen um internationales Recht und / oder eine humane Kriegsführung schert, darf dabei keine primäre Rolle spielen. Dieses elende „aber der Westen“ Gelabere Russlands könnte man locker umgekehrt auch als „aber Russland ins Feld ziehen, jedoch
dürfen russische Kriegsverbrechen für die Unterstützerländer keine Rechtfertigung sein, jedes Mittel gut zu heißen, daß eine erfolgreiche Verteidigung verspricht. Und auch eine Einteilung etwa in „Gut“ und „Böse“ wäre im Grunde albern, denn es gibt bekanntlich kein allgemeines Verbot, diese Munition einzusetzen. Cirka die Hälfte der Länder der Erde ächtet sie, die knappe andere Hälfte nicht - darunter nun mal die USA, die Ukraine und Russland.
Ich gehe also davon aus, daß die USA auch diese Entscheidung nicht aus der Hüfte geschossen haben, sondern sorgfältig abgewogen haben.

—> Und hier liegt meiner Meinung nach (unter anderem) auch die Krux:
Im Grunde ziehen die Unterstützerländer mit ihrem Zögern und dieser Vorsicht den Krieg in die Länge und verurteilt so Soldaten und Zivilisten zum Sterben, die überleben könnten, wenn der Ukraine Waffen zur Verfügung stünden, die sie für einem raschen Erfolg benötigt.

Nachdem die größte Kriegsmaschinerie der Geschichte ihren Schrank leer gekratzt hat, ist sie nun darauf reduziert, ein Gerät von zweifelhaftem militärischem Nutzen einzusetzen, das von über hundert Ländern als illegal angesehen wird.

Wie gesagt, über die Munition können wir gerne und zurecht streiten. Fakt ist jedoch, daß diese weder von Russland noch von der Ukraine geächtet ist. Fakt ist auch, daß diese Munition der Ukraine hilft, russische Verteidigungsgräben zu überwinden. Ich sehe nüchtern betrachtet nicht, was das mit einem leergekratzten Schrank zu tun hat. Oder meint der Autor Russland? Die demilitarisieren sich bekanntlich munter im Eiltempo selbst. Da wird alles zusammengekratzt, während die Unterstützerländer ihre Produktion hochfahren.

Das ist es, was wir für unsere 850 Milliarden Dollar bekommen.

Siehe oben. Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, was der Autor damit sagen will.

Gruß, Baxter

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