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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Ganz schwacher Journalismus

In Großbritannien wurde 2013 eine Umfrage durchgeführt zu den Opferzahlen. Dabei kam heraus, dass etwa 60 Prozent der Briten glaubten, dass weniger als 10.000 Iraker durch den Krieg starben, 44 Prozent glaubten, es seien weniger als 5000
...
Wissenschaftliche Studien gingen damals von mindestens 500.000 bis einer Million Toten aus – Zahlen, die von der Presse praktisch nicht erwähnt und sofort bestritten wurden.

Das sind auch keine Wissenschaftler, sondern dumpfe Ideologen.
Wie kommen die unterschiedlichen Zahlen zu Stande? Zeitpunkt und Zählung.
Nach der "Mission accomplished" war der Irakkrieg vorbei. Die geringen Opferzahlen beziehen sich auf die Zivilisten, die wirklich durch die Kriegshandlungen getötet wurden.
Wenn man die Besetzung und sogar die Zeit nach der Wahl betrachtet und zusätzlich die ganzen Zivilisten die Hauptziel der Terroranschläge von IS und Co. waren, dem Amerikanern unterschiebt, kommt man auf eine andere Rechnung.

Seriös ist das nicht mehr. Insbesondere, wenn man auf das dünne Brett kommt, hier irgendwelche Vergleiche mit dem Ukrainekrieg anstellen zu wollen. Egal, wie die Sache dort ausgehen wird: Einen IS wird es nicht geben.

Was die Opferzahlen der Russen betrifft:
Das wissen die Russen selbst nicht so genau. Das Dritte Reich und auch die Allierten machten und machen ein richtiges Bohei um ihre toten Soldaten. Noch heute kann man festellen, wann ein Soldat der Wehrmacht gefallen ist, wo dies passierte und auf welchen Soldatenfriedhof er begraben wurde.
Die Russen sind da hemdsärmeliger unterwegs. Schon lange vor dem Ukrainekrieg gab es die Vereinigung der Soldatenmütter in Russland, die sich um die "verschwundenen Soldaten" kümmerte. Im Westen wird alles genau dokumentiert und die Leichen geborgen. Wie bei einem gut geführten Klassenbuch kann man da feststellen, wann und warum da John Doe beim Appell fehlte.
Bei den russischen Streitkräften ist das eher die Lehrerin fragen. Der Michail Wladimirowitsch? Ja, der ist nicht mehr da. Seit wann der fehlte? Keine Ahnung! Vielleicht wurde der ja bei XXX erschossen oder er ist einfach abgehauen!
Bezeichnend waren da auch die verkohlten Leichen von russischen Soldaten in ihren gepanzerten Fahrzeugen, nachdem die Russen damals Butscha geräumt hatten. Die hatte man einfach im Schützenpanzer gelassen.

Wie kann man die Anzahl der Toten feststellen?
Am Anfang gaben die Mitarbeiter der BBC einem Teil der russischen Toten eine Identität. Man wusste, welche russischen Einheiten wo eingesetzt wurden und konnte anhand des Abgleichs von Gruppenfotos aus den Kasernenstädten mit Bildern der toten Soldaten oder Trauermitteilungen in den russischen, sozialen Medien wirklich Pesonen identifizieren. Daran konnte man erkennen, wieviele Elitesoldaten in den ersten Wochen draufgegangen waren. Mittlerweile wird diese Art der Trauerarbeit von der russischen Führung weitgehend unterbunden. Und von den ganzen Nachrückern gibt es auch keine Gruppenfotos mehr.

Sonst bleiben da nur:
- Schätzungen der kämpfenden Soldaten über Treffer. Dort lässt sich aber oft nicht mit Sicherheit sagen, ob der Soldat wirklich getötet oder nur kampfunfähig verwundet wurde.
Zudem sind so Doppeltzählungen nicht ausgeschlossen.

- Eine relativ gute Quelle sind die zerstörten Militärfahrzeuge. Bei vielen Fotos ist offensichtlich, dass die Besatzung nicht oder nur mit schwerer Verwundung überlebt haben kann. Im Grunde hat das zerstörte Kriegsgerät auch eine größere Aussagekraft, als die reine Soldaten/'Opferzahl.

- Der Westen hat da noch die five eyes. Die Wissen auch, wann der Putin auf die Toilette geht. Die haben einen guten Einblick über den Nachschub an Mensch und Material. Das lässt recht gute Schätzungen zu.

Die US-Amerikaner, Deutschen und Briten haben ein Anrecht darauf, zu erfahren, wie hoch der Blutzoll der Ukrainer ist und wie es um diese auf dem Schlachtfeld steht. Wer über ukrainische Opfer nicht reden will, sollte auch über russische schweigen.

Warum? Die Ukraine ist ein freies Land und die Leute dort haben das Recht ihre Freiheit und ihren Boden zu verteidigen. Solange die wollen, können die gerne Waffen bekommen. Und der Clausewitz ist auf deren Seite.

Die Medien haben die Aufgabe, vollumfänglich zu berichten. Durch Auslassungen und Herunterspielen das Publikum zu beruhigen, um Zweifel am Zermürbungskrieg sowie endlosen Waffenlieferungen ohne diplomatische Perspektive erst gar nicht aufkommen zu lassen, führt in eine gefährliche Sackgasse.

Wieder diese Faseleien von der "diplomatischen Perspektive"?
Das ist nichts, was von Außen kommen kann, sondern aus dem Kreml kommen muss. Und da fehlt noch jede Einsícht. Niemand hat vor die Russen für ihren Angriffskrieg auch noch zu belohnen. Der Stalin hätte ja damals nach Stalingrad auch mit einem Friedensangebot kommen können. Kam er aber nicht. Und er hatte damals viel mehr Rotarmisten verheizt.

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