Ansicht umschalten
Avatar von KinzUndHunz
  • KinzUndHunz

249 Beiträge seit 10.07.2018

Management by Märchenbuch?

Die Haltung von Leuten wie Borrell erinnert mich diejenige von Pfaffen, die nicht verstehen können, dass die Leute nicht mehr an die Bibel glauben und zum Gottesdienst gehen.

Das beginnt bei diesen unsäglichen "westlichen Werten", von denen gesprochen wird, als hätte sie Mose persönlich und für alle Zeiten in Steintafeln gehauen, inhaltlich jedoch stets ziemlich unklar bleiben. Werte müssten, denke ich, in demokratischen Gesellschaften Gegenstand permanenter Aushandung und damit auch naturgemäss kontrovers und veränderlich sein. Und wenn Borrel so offen von Narrativen spricht, gibt er implizit zu, dass es nicht um die Realität, sondern eben um Erzählungen geht, die ihren Adressaten ein bestimmtes Bild der Welt (der Geschichte, der westlichen Politik) vermitteln soll. Ob die Pfaffen selbst an die Bibel glauben oder Borrell an sein Narrativ, ist nochmals eine andere Frage. In den allermeisten Fällen - vermutlich nein.

"Der Westen" befindet sich seit ca. 10 Jahren erklärtermassen in einem "Informations-" bzw. Propagandakrieg, der einer offenen und demokratischen Erörterung eines "na, was ist jetzt eigentlich wirklich, und was wollen wir damit?" diametral entgegensteht. Dies nicht nur geopolitisch gegen aussen, sondern zunehmend auch innenpolitisch. Das Zielpublikum einer solchen Politik kann deshalb nur ein desinformiertes Individuum oder Kollektiv ohne eigene Erfahrung sein. Alles andere "stört", erscheint als "Feindpropaganda" und muss zum Schweigen gebracht werden.

Eine auf Propaganda und "Narrative" gründende Politik muss zwangsläufig scheitern, wo sich die konkreten Erfahrungen der Adressaten mit dem Erzählten nicht (mehr) in Übereinstimmung bringen lassen. Das ist das, was der Autor im Artikel beschreibt. Innenpolitisch kann es dann vielleicht auch mal so ausgehen wie in der DDR 1989.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten