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  • KarlderEinfaeltige

897 Beiträge seit 01.12.2020

Re: Meinst du den "russisch/sowjetischen Überfall 1939" der von Westen kam? Achs

_v_ schrieb am 21.06.2024 15:47:

Hessischer Rocker schrieb am 21.06.2024 15:07:

Genauso wie Hitler war auch Stalin ein Monster. Und Polen wurde von den beiden zerfleischt.

Genauso ist eine absolut unzulässige Gleichsetzung.

Glaube nicht, dass diese Feststellung eine Gleichsetzung ist. Stalin hatte mit der Besetzung Polens eben auch erheblich zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beigetragen.

Claudia Weber: Der Pakt. Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz. C.H.Beck, 2019, ISBN 978-3-406-73531-8, S. 71–72, https://books.google.de/books?id=mHGdDwAAQBAJ&pg=PT86
"Seine einzigartige historische Bedeutung und Wirkungsmacht bestand darin, dass die beiden großen und in unversöhnlicher Feindschaft verbundenen Diktaturen mit diesem Vertrag den Zweiten Weltkrieg in Europa entfesselten. Er stand am Beginn eines zerstörerischen Weltgemetzels, das in den Holocaust führte und eine Massenvernichtungsmaschinerie in Gang setzte, von deren Folgen sich Europa bis heute nicht erholt hat. Hitler und Stalin teilten Europa und die Welt für Jahrzehnte. Dabei spielte es keine Rolle, dass der Antibolschewismus die Raison d’être des Nationalsozialismus war, so wie der Antifaschismus Moskauer Prägung in den 1930er Jahren die ideologische Doktrin des Kommunismus bildete. Während die ideologische Gegnerschaft in den Hintergrund trat, waren es die totalitären Ähnlichkeiten, der imperiale Machtwille und die historischen Wechselbeziehungen, die das politische Bündnis ermöglichten. Im Mittelpunkt des Arrangements stand das geheime Zusatzprotokoll, dessen Inhalte Ribbentrop, Molotow und Stalin im August in Moskau verhandelten und dessen Existenz die Sowjetunion bis zum Ende des Kalten Krieges vehement bestritt. Erst unter Druck gab Michail Gorbatschow im Dezember 1991 das russische Original aus dem Kremlarchiv frei, das eine Übereinkunft belegte, die – wie Gorbatschow wusste – die Mythen des kommunistischen Antifaschismus grundstürzend erschütterte. Das geheime Zusatzprotokoll bewies, dass Stalin, anders als die sowjetische Geschichtsschreibung stets behauptet hatte, den Pakt nicht bloß einging, um Hitlers Angriff und den Krieg für die Sowjetunion hinauszuzögern. Stattdessen teilten beide Diktatoren den Willen zur politisch-ideologischen Expansion. Das geheime Zusatzprotokoll definierte die beiderseitigen «Interessensphären» beziehungsweise deren Grenzen in Osteuropa. Im Baltikum war dies die «nördliche Grenze Litauens», wobei – vorübergehend – «das ‹berechtigte› Interesse Litauens am Wilnaer Gebiet beiderseits anerkannt» wurde. Lettland, Estland und Finnland gehörten somit zur sowjetischen Interessensphäre, Litauen – bis auf Wilna – zur deutschen. Im Fall einer «territorial-politischen Umgestaltung Polens», so die schlechte Umschreibung der Teilung, sollte die «Linie der Flüsse Narew, Weichsel und San» die Grenze zwischen beiden Interessensphären werden."

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