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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Vorgehen

In der internationalen Politik sind Überraschungen nichts Ungewöhnliches. [John Mearsheimer]

Falls er damit die sich mittlerweile für Viele deutlich genug abzeichnende ukrainische Niederlage meinen sollte - überraschend wärs gewesen, wenn Russland in der Nähe der eignen Grenzen nicht in der Lage gewesen wäre, wirkungsvollen Widerstand gegen westliche Umzirkelungsversuche, gegen das unablässige weitere sich heran-robbende Verhalten der nato zu leisten.

Er reagiert mit einem bis an die Zähne bewaffneten Neo-Idealismus, der zudem einem Primat der Innenpolitik, also den medialen Beifallsdynamiken der wohlfahrtsstaatlichen Demokratien untergeordnet ist.

Dem möchte ich entschieden widersprechen. Vielmehr handelt es sich um ein verzweifeltes, sich allenfalls als Idealismus tarnendes, Bemühen des Westens, dem nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einsetzenden und spätestens seit der Finanzkrise 2007 beendeten, seitdem an Beatmungsgeräten angeschlossen auf der Intensivstation liegenden langen kapitalistischen Zyklus via Durchdringung, Erlangung der Kontrolle über die "Weltinsel", die eurasische Landmasse, nochmals frischen Sauerstoff zuzuführen. Wenn nötig auch durch Auslösung eines neuen Grosskrieges, die Voraussetzungen für den Start eines neuen Zyklus zu schaffen, unbesehen der geradezu höllischen Gefahren, die ein solches Unterfangen im Zeitalter der Überwaffen mit sich bringt.

Die 'Beifallsdynamik der wohlfahrtstaatlichen Demokratien' ist manipulierbar und wird auch manipuliert, die Menschen gezielt in den Kriegsmodus versetzt. Mearsheimer und mit ihm die wenigen anderen, die ihm inhaltlich nahe stehen, sind wohl nicht die einzigen 'Realisten'. Vielen, die so lange wie möglich ihren Optimismus bezüglich des Konfliktes mit Russland (und China) versprüht haben, waren wohl immer schon von der Unmöglichkeit, ohne Grosskrieg sich durchzusetzen überzeugt, sich aber gleichzeitig bewusst, dass erst die Friedenszeitstimmung der westlichen Gesellschaften untergraben werden musste. Dieser Prozess ist mittlerweile im Gang, die Äusserungen sind nicht mehr so optimistisch, aber bellizistischer denn je. Es wird massiv aufgerüstet und niemand protestiert dagegen. Die Bellizisten gewinnen, weiterhin unterstellen sie der Gegenseite imperialistische Absichten, ja erschrecken die Menschen mit Millionen zusätzlicher Flüchtlinge (so z. B. der Chefredaktor der nzz), für den Fall einer ukrainischen Niederlage. Solches wirkt.

Man sollte seine Diskurs-Opponenten nie unterschätzen. Vielleicht sind sie nicht blind, sondern einfach raffinierter.

Disclaimer: Das Vorstehende ist meine persönliche Ansicht und verfolgt keinesfalls die Absicht, irgendjemanden irre zu führen.

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