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  • spintronic

976 Beiträge seit 02.10.2015

Re: China

Chinas Strategie ist es Einfluss durch wirtschaftliche Macht zu gewinnen alles was den Handel stört ist deshalb äußerst hinderlich und wenn es in Russlands "Hinterhof" nicht rund läuft ist das nicht im Interesse von China.

Das sehe ich ähnlich, China versucht in- und außerhalb seiner Einflussphäre stabile Verhältnisse zu etablieren. Chinas Politik hat ist meines Erachtens am ehesten im Sinne eines balancierens, einem Ausgleich der Machtinteressen zwischen verschiedenen Blöcken zu verstehen.

Ich kann aber, obwohl dies in den MSM oft behauptet wird, nicht erkennen, dass China ein Imperium in dem Sinne errichten möchte, dass China zum neuen Hegemonen aufsteigt. Wahrscheinlich hat die chinesische Führung die Situation der USA analysiert und sie sind wohl zum Schluss gekommen, dass sie die einem Imperium inhärenten Probleme nicht tragen möchten. Offenbar schwebt China viel mehr eine neue Weltordnung vor, in der mehrere regional dominierende Machtblöcke ihre Interessenskonflikte diplomatisch lösen. Die Chinesen sprechen meiner bescheidenen Meinung nach nicht ohne Grund von der neuen multipolaren Weltordnung, in der China nur ein, wenn auch sehr starkes, Machtzentrum sein wird.

Zu meinem sehr großen Bedauern verspielt die EU gerade jede Chance, dass sie in der sich bereits abzeichnenden neuen Weltordnung des 21. Jahrhunderts noch eine ernstzunehmende Rolle spielen kann. Wir werden leider von Idioten regiert, und die dümmliche Entscheidung europäische Interessen bedingungslos den US-Interessen unterzuordnen wird die EU absehbar und unausweichlich sehr schwer schädigen. Eine Folge davon wird sein, dass die EU global in der Bedeutungslosigkeit versinken wird.

Ich denke Chinas Geduld hält nicht ewig und wird Putin irgendwann zu einem Frieden drängen.

Da bin ich etwas anderer Meinung. Gegenwärtig erleben wir einen globalen Konflikt. Dem "Wertewesten", der im Wesentlichen die NATO-Staaten, Südkorea, Japan, Australien und Neuseeland umfassen und der ca. 12 % aller Menschen vertritt, stehen vor allem Russland und China gegenüber. Allerdings sind in fast allen Ländern Afrikas, Lateinamerikas, des Nahen Ostens und Asiens starke Strömungen erkennbar, die, zum Teil ganz offen, die Anbindung an den Westen minimieren und die sich dem Russisch-Chinesischen Machtblock annähern wollen. Vereinfacht betrachtet umfasst der von Russland und China angeführte Machtblock 88 % der Weltbevölkerung. Die politische Führungsriege der USA hat erkannt, welche Gefahr diese Entwicklung birgt. In den USA wird bekanntlich bereits offen darüber gesprochen, dass man Russland (nach dem Sieg in der Ukraine) in kleine Stücke aufteilen möchte.

Zudem möchte die USA den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas um jeden Preis verhindern. Betrachtet man die Situation aus der Perspektive Chinas wird klar, dass die Chinesen Russland nicht werden fallenlassen können. Fällt Russland, dann werden die USA mit aller Kraft China in die Mange nehmen und die zuvor durch Russland gebundenen Kapazitäten werden sicherlich gegen China eingesetzt werden. Aus der Sicht Chinas muss Russland siegen, ansonsten wird sich China selbst in einer noch ungemütlicheren Lage wiederfinden. Es mag zwischen den Russen und den Chinesen Differenzen geben, keine Frage, aber China kann sich an dieser Front gegenwärtig keine Dissonanzen erlauben. Im Zweifelsfall, wenn es wirklich notwendig werden sollte, werden wir meiner Meinung nach erleben, dass China notgedrungen Russland militärisch unterstützen wird.

In einer vergleichbaren Situation findet sich der Iran. Wenn Russland den Ukraine-Krieg verlieren sollte, wird die NATO absehbar Georgien und Aserbaidschan aufnehmen und die "Frontlinie" zum Iran noch weiter vergrößern. Für den Iran ist eine solche Entwicklung sicherlich nicht hinnehmbar, deshalb haben sie bereits mit einer militärischen Unterstützung Russlands begonnen.

Leider birgt die gegenwärtige Situation die enorme und sehr reale Gefahr, dass sich der Ukraine-Krieg zum 3. Weltkrieg ausweitet. Schlimmstenfalls wird der Wertewesten dann feststellen, dass 12 % der Menschen einen Krieg gegen 88 % der Menschen führen. Einen derartigen Krieg wird der Westen keinesfalls gewinnen können - wobei ich hier anmerken möchte, dass die USA nach 1945 keinen einzigen Krieg vollumfänglich gewinnen konnte.

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