Vorweg es geht es mir hier nicht um die Bewertung des Krieges und seiner Hintergründe. Nur eine Bestandsaufnahme. Russland hat sich wenigstens dreifach verschätzt.
1. Die Gegenwehr der Ukrainer
So wie die da rein gegangen sind, war man Moskau anscheinend davon überzeugt, dass sich die Ukraine binnen einer Woche ergeben wird. Dann hätte diese Vorgehensweise Sinn gemacht. Man scheint auch keinen Plan B gehabt zu haben, falls das nicht so geht.
2. Die wirtschaftliche Reaktion des Westens
Die in Moskau konnten sich nicht vorstellen, dass die Politik der EU so unterwandert ist, dass die mit Sanktionen lieber ihre eigene Wirtschaft vor die Wand fahren, als die Unterstützung der Ukraine einzustellen. Auch hier von Plan B keine Spur. Dass man jetzt damit beginnt sich nach Asien zu wenden ist ja kein Plan B. Ein Plan B ist etwas, was man sofort umsetzen kann und nicht erst in 3 oder 4 Jahren.
3. Die militärische Reaktion des Westens
Angenommen der Westen würde den Jemen auf die selbe Weise unterstützen wie die Ukraine, dann wäre Riad in 2 Wochen eine Ruinenstadt. Die Ukraine bekommt ja nicht nur Waffen. Die bekommen Ausrüstung, das gesamte Arsenal an Feindaufklärung, medizinische Unterstützung, Ausbildung, man kümmert sich um die Flüchtlinge usw. Kurz gesagt alles aus fremder Hand, worum sich Russland auf seiner Seite selbst kümmern muss. Das ist das was ich am wenigsten verstehe, denn gerade Russland müsste wissen, dass ein Krieg nicht nur durch Waffen gewonnen wird.
Blick voraus: Da in Russland ja die selben Leute auch in der nahen Zukunft die Planung des Krieges weiter gestalten, kann man davon ausgehen, dass sich zu den bisherigen noch ein paar weitere Fehleinschätzungen gesellen werden. Liegt auch daran, dass dort Leute mit anderer Meinung diese nicht öffentlich anbringen können, ohne Gefahr zu laufen vor dem Kadi zu landen. Wenn es dumm läuft werden die Fehleinschätzungen so gravierend, dass man dort wirklich über das Ultima ratio nachdenkt und das war es dann.