PippiLangstrumpf schrieb am 29.05.2022 21:15:
goergel schrieb am 29.05.2022 20:42:
PippiLangstrumpf schrieb am 29.05.2022 20:31:
goergel schrieb am 29.05.2022 20:13:
PippiLangstrumpf schrieb am 29.05.2022 19:55:
goergel schrieb am 29.05.2022 19:49:
PippiLangstrumpf schrieb am 29.05.2022 19:39:
Dass wir in Europa 45 Falschfahrer haben und zwei, die korrekt fahren glaube ich nicht. Russland muss sich ändern und für sich keine Sonderrolle auf dem Kontinent fordern. Dafür braucht es aber eine komplett neue Politiker-Generation in Russland ohne Sozialisierung in der Sowjetunion. vielleicht auch mal weniger mit Hintergrund bei den Geheimdiensten. Irgendwann wird das hoffentlich passieren. Bis dahin müssen wir leider Russland militärisch im Zaun halten.
Die EU und die NATO haben nicht das gestalterische Monopol von Europa. Und die Option, Europa gegen Russland zu gestalten, funktioniert nicht. Es gibt einfach keine relevanten wirtschaftlichen Unterschiede auf dem ganzen Kontinent. Das war vielleicht zu den Zeiten des Kalten Kriegs so, aber jetzt doch nicht mehr. Also gibt es machtpolitische Gegensätze, die mit unseren "westlichen Werten" nicht erklärt werden können. Das ist Propaganda. Schlimm, wenn wir selbst daran glauben. Alles läuft auf den Hegemon zu. Immer deutlicher wird, dass wir 45 mehr oder weniger überzeugte Vasallen haben, deren EU-Innenverhältnis schon längst bröselt. Der "Albion" hat sich schon mal verabschiedet, der ahnt schon, was kommt. Wir alle spüren, dass da was nicht stimmt, wir sind nicht wirklich selbst-bestimmt. Das wird immer bedrückender. 45 fahren auf einer immer holperiger werdenden Piste. Irgendwann wird man sich schon Fragen stellen.
Also wenn es 45 Staaten, vielen von denen Todfeinde über Jahrhunderte, die sich das Schwarze unter den Fingernägeln nicht gegönnt haben, schaffen, gut miteinander auszukommen, dann hat das schon einmal gehöriges Gewicht, dass das nicht ganz so falsch ist, wie sie das Zusammenleben gestaltet haben.
Und es gab ja auch mal das "russische Modell" in Europa: Im Ostblock und in der Sowjetunion. So sexy und erfolgreich und beliebt bei den Bürgern war es nicht. Von denen die mal dabei waren, möchte keiner wieder zurück.
Das kann man doch nicht ignorieren.
Die Sowjetunion ist Geschichte. Der Kommunismus hat ganze Völker definitiv beeinflusst und hat, bei allen eigenen Exzessen, ein Stück Moderne in diese riesigen Welten Eurasiens gebracht, manchmal mit brachialer Gewalt. Die Verfolgung der Kulaken beispielsweise war blutig. Stalin war ein echter Diktator. Die russischen Kommunisten haben ihren Job als "Kolonisatoren", den sie von den Zaren geerbt hatten, gemacht. Sie waren Missionare der Moderne. In der Sowjetunion konnten viele Menschen unterschiedlichster ethnischer und gesellschaftlicher Herkunft "Karriere machen". Dass aus der neuen Gesellschaft am Ende nichts geworden ist - was beweist das? Dass unser Modell das Bessere ist? Was wissen wir von der Zukunft unseres Modells? Immer mehr Indikatoren sehen schlecht aus. Es türmen sich Widersprüche, die irgendwann unlösbar sein werden. Wir sind längst nach innen betriebsblind und vor allem reformunwillig geworden, die Kraft des sich selbst neu Erfindens lahmt. Niemand gibt sie mehr weiter. Die einen vertändeln, die anderen gehen auf dem Zahnfleisch. Wen kümmert´s.
Unser Modell ist in der Welt nicht mehr attraktiv. Wir sind schon als egomane "Goldene Milliarde" in Verruf geraten. Was uns noch schützt, ist vielleicht die Fähigkeit der amerikanischen Militärmacht, ganze Länder kurz und klein schlagen zu können. Aber das kann es nicht sein. Zumal nicht einmal mehr das garantiert ist.Lassen wir mal Zypern beiseite.
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es nur seitens des Sowjetunion Einmärsche in andere Länder Europas: Ungarn und Tschechoslowakei
Ebenfalls stehen Truppen Russlands gegen den Willen der jeweiligen Regierungen in Georgien und Moldau. In der Ukraine hat Russland 2014 Teile annektiert und andere Teile besetzt. Vor drei Monaten ist Russland komplett einmarschiert und schießt das Land zu Klump.Man könnte meinen, in der Außenpolitik setzt Russland gerade die "Tradition" der Sowjetunion fort. Keine Kommunisten mehr, das stimmt, aber sonst?
Innerhalb der anderen 45 Länder Europas ist nichts davon passiert.
Bevor du jetzt Kosovo sagst, da ist kein Einmarsch passiert und das Land steht unter UNO-Verwaltung. Nicht ideal, aber keine territoriale Vergrößerung.
Was auch immer Russland in Europa vorhatte, spätestens seit dem Krieg gegen die Ukraine wird doch in den 45 europäischen Ländern keiner mehr sonderlich viel mit Russland zu tun haben wollen und das auf Jahrzehnte oder noch länger.
Insofern hat sich für Europa das "europäische Modell" eben doch als besser erwiesen.
Wir sind nicht 45 Unschuldslämmer. Wir haben nicht den ewigen Frieden gepachtet. Die Zeichen stehen leider auf Unfrieden. Die Friedensdividenden sind langsam aufgebraucht. Unsere Machthaber sind noch in der Lage, den sozialen Frieden halbwegs aufrecht zu erhalten, aber um welchen Preis? Wer wird diesen immer teurer erkauften Frieden bezahlen und in welcher Form? Du blickst zurück auf die Zeit nach WK II. Ja, es war eine "goldene" Zeit. Wer dafür geschuftet hat, lasse ich mal dahingestellt. Golden jedenfalls für alle auf der "Sonnenseite" des Systems, für diejenigen, die wirklich gut gelebt haben und die vielen, die meinen, dass sie gut gelebt haben. Nun ja, jetzt blasen sie noch einmal zum letzten ideologischen Gefecht. Demnächst wird es noch eine börsennotierte "Wertewesten AG" geben. Warum nicht? Wir vermarkten alles, auch Luftschlösser und Illusionen.
;-)Du gehst von militärischen Auseinandersetzungen der Staaten Europas aus (Russland und Belarus nicht mitgerechnet)? Dafür gibt es doch keine Anzeichen.
Die Friedensdividende ist aber in der Tat aufgebraucht. Europa wird aufrüsten. Zumindest solange bis in Russland völlig andere Politiker übernehmen, aber solange dort Putin oder andere Hardliner das Sagen haben, wird Europa aufrüsten müssen. Wohl ist mir dabei nicht, um das mal klar zu sagen.
Kleinere, direkte militärische Konflikte zwischen europäischen Ländern sind nicht auszuschließen. Aber das können die europäischen Machthaber noch kontrollieren. Entscheidend sind die gesellschaftliche Stabilität und der soziale Frieden. Da entstehen die nächsten wirklichen Problemfelder bis hin zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen, die militärisch niedergeschlagen werden müssen. Unsere Regime werden einen polizeistaatlichen Charakter bekommen mit wachsender Überwachung und Repression. Also wir nähern uns Russland oder China an. Die Demokratie ist wohl am Ende, nur noch Propaganda.