Lucqx schrieb am 29.05.2022 19:17:
Die Beweise für ukrainische Nazis
So?
Was ich bisher gesehen habe, waren nur maßlose Übertreibungen.
Insgesamt herzlich wenige (fast weniger als in anderen europäischen Staaten), wenn auch in Sachen wie dem Asow-Regiment konzentriert - wobei das nie mehr als ein paar tausend Hanseln waren, in einer sechsstelligen ukrainischen Gesamtarmee.
und reale Oligarchenmacht liegen vor,
Das ist unbestritten.
Die Ukraine hat diesen Korruptionsindex ja auch nicht aus Jux und Dollerei erhalten, da muss definitiv etwas geschehen.
Die gute Nachricht ist natürlich, dass dieser Krieg disruptiv genug ist, dass die Oligarchen möglicherweise ganz von selbst in die zweite, dritte Reihe zurücktreten. So wie z.B. die ostelbischen Landjunker, die in der Weimarer Republik einen Haufen ultrakonservativen Mist verzapft haben und viel Einfluss ausgeübt haben, danach gab es sie schlicht nicht mehr.
zT von ihnen selbst stolz verbreitet, was übrigens typisch für solche Leute ist. War bei den echten WK2-Nazis auch so, nur mussten die sich noch mit einfachen Fotos begnügen, die leicht verloren gehen können.
Klar, stolze Nazis (und solche, die sich auf diesen Mist berufen haben, ohne es selbst tatsächlich zu leben), die gibt's immer, die sind auch schön fotogen.
Aber sind es viele? Sind sie bestimmend?
Und genau dieser Test schlägt in der Ukraine eben nicht aus. Selbst die Asows, sie die nationalistische Karte und die "wir beschützen euch" spielen konnten, haben mit ihrem politischen Arm nicht mal einstellige Prozentzahlen einfahren können. Für mehr als ländlichen Terror hat es nie gereicht - und da darf sich so ziemlich jeder Staat an der eigenen Nase zupfen, auch in der BRD gab es so Altnazi-"Sternfahrten", wo dann mal ein Redakteur eingeschüchtert wurde, weil plötzlich 100 Kerle auf Motorrädern eine wüste Show vor seinem Haus abgezogen haben (jup, das gab's, selbst in den eigentlich sehr naziarmen 80er Jahren der BRD).
In der US-beratenen Jelzin-Zeit sind viele Oligarchen, auch Quereinsteiger, groß geworden, sowohl in Russland (zB Chodorkowski) als auch in der Ukraine (zB Timoschenko), in der sich dann Oligarchen-Lager bildeten, die unterschiedliche politische Ambitionen hatten (vgl P.Scholl-Latour). Letztlich hatten sich die US-geförderten durchgesetzt.
Scholl-Latour hat unglaublich viel Mist geschrieben. Der taugt als Referenz überhaupt nicht.
In Russland gerieten die Oligarchen unter Jelzin, anders als in China oder der SU während Lenins NEP, zwar ebenfalls außer Kontrolle, das hat dann aber Putin geändert, indem er sie zu politischer Abstinenz bei Wahrung des erreichten Status verpflichtete. Wer das nicht wollte, konnte Dank seiner nachweisbaren kriminellen Praktiken angeklagt und verurteilt werden.
Na ja, die Kontrolle ist halt bei Putin gelandet.
Besser ist das nicht.
Dein Faschismusbild ist für die Ukraine viel offensichtlicher, denn die dortigen haben Einfluss in bewaffneten Formationen inkl Polizei und SBU und stellen so eine reale Gefahr für oppositionelle Journalisten und Politiker dar.
Das halte ich für ein frei erfundenes Gerücht.
In Russland dürfte sich das auf die auch im 'Westen' sichtbare Hooligan-, Rocker- und Heavy-Metal-Szene nebst einer rechten Parlamentspartei und vielleicht einigen kleineren nationalistischen Gruppen (inkl Nawalnys) beschränken. Alles Andere ist Spekulation und unbewiesene Behauptung.
Also, wenn du das Asow-Regiment als Beleg für Nazi-Umtriebe hernimmst, musst du die Gruppe Wagner noch viel klarer benennen. Die sind auch heute noch stramm rechtsgewirkt und auch als Anteil an der Gesamtbevölkerung viel relevanter.
Was die Bedrohlichkeit für die freie Presse angeht: Dafür hat Putin alle Kettenhunde, die er braucht, egal ob rechtslastig oder nicht.
Dann könnte man das auch für etliche andere Länder der westlichen Hemisphäre behaupten (nicht nur für Brasilien).
Ja, das ist in der Tat richtig. Der Begriff wird viel zu inflationär verwendet.