Ich halte Selenskyj nicht nur für einen überzeugten Nationalisten, der – aus seiner Sicht – eine gerechte Sache vertritt, sondern glaube auch der russischen Propaganda, dass er von interessierter Seite installiert wurde. Und ich finde, er hat seine Rolle besser gespielt, als so mancher normale Regierungschef. Man sollte ihm dafür Respekt zollen.
Doch Selenskyj, der "Auftragspräsident", weiß genau: Wenn er jetzt von seiner Rolle abweicht, ist er nur mehr ein lebender Toter. Das werden ihm seine guten Freunde nicht durchgehen lassen. Der kann gar nicht den Kurs wechseln. Es ist das Klügste, was er tun kann, wenn er durch eine "misslungene" Entlassung so tut, als habe es nicht an ihm gelegen, wenn es letztlich doch noch zu Verhandlungen kommt.
Polit-Star Selenskyj ist nicht stur, sondern stellt mit kaltem Schweiß fest, dass er doch auf die falsche Karte gesetzt hat. Trotzdem ist er nicht lebensmüde. Vielen seiner Landsleute war ein Überleben nicht vergönnt, wofür er auch mit die Verantwortung trägt. Das weiß er und ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Dass er nun nicht auch noch selbst über die Klinge springen will, darf man ihm nicht verübeln.
Wollen wir hoffen, dass es in der Ukraine rasch zu Verhandlungen kommt. Wie viele Menschen sollen denn noch sterben?