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  • FIAE-Flix

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Re: Kriegslogik

HP-CH schrieb am 10.01.2025 10:14:

Hier wie in ganz vielen Berichten und Analysen wird versucht, in den Operationen der Ukrainer eine Kriegslogik zu suchen. Das gelingt offensichtlich nur halb, weil zwar mit dem Ausflug nach Kursk die Sponsoren möglicherweise weiter bei Laune gehalten können, aber damit keine positive Wende erreicht wird. Was an der Front in Kursk an Entschlossenheit vordemonstriert wird, wird mit mangelnder Abwehrfähigkeit an der Heimatfront erkauft. Ebenso rufen alle gelungenen Sabotageakte und Fernüberfälle im tiefen Russland zu heftigen Reaktionen, die diese im Schadensausmass weit übertreffen. Das kann es ja nicht sein, eigentlich.
Was bewegt also die Militärführung ihre Mittel auf eine eskalierende Zerstörung anstatt auf eine wirkungsvolle Verteidigung zu konzentrieren?
Es sind die Mittel und die Möglichkeit selber zu entscheiden. Wenn schon genügend Angriffswaffen zur Verfügung stehen, müssen diese auch verbraucht werden. Und Angriff erfreut ein Militaristenherz, wogegen Verteidigung eine undankbare bedrückende Pflicht ist. Nur so kann ich mir diese Logik vorstellen. Und dazu kommt vermutlich noch das Ausleben von Hass, das zu irrationalen Handlungen führt.

Es gibt eine Logik, die wurde auch kommuniziert. Im allgemeinen kein Halten um jeden Preis, sondern das Zufügen möglichst hoher Verluste - im Zweifel unter Preisgabe von Boden, wenn das eigene Kräfte schont. Deshalb muss man auch nicht nur schauen "was hat Russland heute erobert", sondern auch "zu welchem Preis". Der Teil wird aber gerne ignoriert.

Die offensichtliche Ausnahme ist Kursk, und dort hat man ein wesentliches politisches Ziel erreicht: So lange die Ukraine echtes russisches Gebiet kontrolliert, wird sich Putin kaum auf ein Einfrieren der aktuellen Situation am Boden einlassen. Selensky hingegen kann das durchaus. Wenn ein Deal-Versuch Trumps daran scheitert, dass Putin so nicht zustimmen mag - dann ist die erwartbare Reaktion, dass Trump die Ukraine mit Material zuschüttet und zusieht wo er den Hebel weiter anlegen kann bei Sanktionen etc. gegen Russland, denn dann muss ja Putin zur Verhandlungsbereitschaft gezwungen werden.

Wäre übrigens nebenbei auch ein PR Desaster für BSW & Co., wo man ja gerne propagiert, dass man ja nur mit Putin verhandeln müsste, damit Frieden herrscht, aber die Ukraine/ der Westen will nicht. Diese Ansicht ist offensichtlich kassiert, wenn Putin einen Friedensversuch unter Initiative der USA ablehnt.

P.s.: Der Teil mit den Reaktionen auf Sabotageakte etc. ist übrigens offensichtlicher Bullshit. Russland beschiesst schon lange und stetig das Hinterland der Ukraine. Das ist keine "Reaktion" auf Aktionen der Ukrainer. Das macht Russland nämlich sowieso. Da wäre die Ukraine schön doof, drauf zu verzichten. Warum auch? Nur weil Russland mit dem Fuss aufstapft und sagt es ist Terrorismus, wenn der angegriffene Gegner so frech ist, nicht nur sein eigenes Gebiet zu beschiessen? Gerade die Angriffe auf Munitionsdepots, Kommandoposten, Fabriken, Ölraffinerien und Militärbasen werden sicherlich zweifelsohne ihre Wirkung haben. Da ist es zu verschmerzen, dass Russland den stetigen Beschuss des ukrainischen Hinterlands als Reaktion darauf zu verkaufen sucht. Die meisten sind eh schlau genug, auf den Käse nicht reinzufallen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.01.2025 10:27).

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