Was haben die Autoren denn zur Begründung dieser These zu sagen?
Im Artikel steht nichts, also muss man wohl raten...
Geht es wieder mal um die Geschichte, dass die NATO-Osterweiterung Russland quasi zum Krieg gezwungen hat? Das ist jetzt so oft widerlegt worden, aus den Handlungen der NATO genauso wie aus den russischen Reaktionen, dass man das getrost als russische Propagandalüge einordnen kann.
Und sonst?
Mir fällt nichts ein.
Und dann macht der Artikel mit noch mehr Annahmen weiter.
Dass die Amis ihre Außenpolitik auf Klischees aufbauen. Wäre das korrekt, wären sie längst gescheitert.
Dass die NATO-Osterweiterung ein Kalkül war, um Russland zurückzudrängen. Das ist grob falsch, die neuen Staaten wollten rein, die NATO war sehr, sehr zögerlich bei der Aufnahme. Und man hat Russland Truppenobergrenzen zugesagt, damit es sich nicht bedroht fühlen muss, und das ist peinlichst genau eingehalten worden. Nur die Ukraine hat man nicht reingelassen, und prompt kommen russische Überfälle, erst auf der Krim, dann im Donbas, und jetzt das gesamte Land. Hätte Russland sich auf den Osten beschränkt, hätte der Westen wahrscheinlich bis heute genausowenig reagiert wie auf die Krim-Besetzung und die Separatistenunterstützung im Donbas, aber Russland hat halt geglaubt, den Westen vor vollendete Tatsachen stellen zu können - und hier gilt mal für die russische Seite, dass Kriege schlecht vorhersehbar sind. Mich würde ja mal interessieren, wie Lieven zu dieser Seite der Situation steht, ich habe noch keinen Artikel dazu gesehen.
In der Ukraine haben die Amis den Krieg gar nicht durch Waffenlieferungen angeheizt.
In Israel? Auch nicht. Israels Unterdrückung ist ja nicht durch Waffeneinsatz erfolgt, sondern durch Mauerbau, wirtschaftliche Strangulation und ungleiche Strafverfolgung. Das war wohl eher der Iran, der da Waffen geliefert hat; auch hier würde mich die Ansicht der Autoren zu diesem Thema interessieren.
Und an einem Punkt liegt der Artikel komplett falsch: Die Ukrainer fordern nicht Waffensysteme, die US-Soldaten als Bedienung benötigen, sondern sie fordern die Aufhebung von Limits auf gelieferten Waffensystemen, die längst von Ukrainern bedient werden.
Genauso falsch wie Putins Aussage, dass so eine Freigabe das Wesen des Konflikts hin zu einem direkten Krieg verschieben würde. Das wäre überhaupt nicht der Fall, die Ukraine greift ja längst innerrussische Ziele mit Langstreckendrohnen an, die US-Waffen auf Langstrecke wären lediglich zusätzliche Möglichkeiten zum Zuschlagen. Moskau erzählt halt mal wieder Märchen über angebliche rote Linien, und am Ende ist bisher noch jedes Mal nicht mehr geschehen als das, was Russland ohnehin schon tut. Oh, nein, richtig: Wenn sie sich richtig geärgert fühlen, halten sie sich einige Wochen zurück, um dann umso massierter anzugreifen. Aber das haben wir auch schon gesehen, das ist unschön, aber auch nicht effektiver als das, was sie ohnehin schon tun.
Die nordkoreanischen Soldaten? Nö, die eskalieren nichts. 3.000 Soldaten haben die Russen in drei Tagen verheizt, 12.000 in anderthalb Wochen.
Die eigentliche Eskalation wäre, wenn Russland den Nordkoreanern Militärtechnologie zur Verfügung stellt. Südkorea hat für den Fall schon mal angekündigt, zu überdenken, ob sie nicht doch Waffen an kriegführende Staaten liefern können. Das wäre für Russland richtig schlecht, Südkorea hat eine ausgesprochen leistungsfähige Rüstungsindustrie und könnte liefern.