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Re: Ob das jetzt schon stattfindet oder in naher Zukunft keine Ahnung

MarGei schrieb am 05.11.2023 20:29:

Jetzt haben wir aktuell zwei Konfliktherde wo die NATO und USA Munition liefern und im jeden trägt die USA die Hauptlast der Lieferungen, mangels europäischer Produktion & Lagerhaltung. Beides kann die USA nicht parallel bedienen.

Doch, natürlich kann sie.
Die Israelis waren schon vorher hochgerüstet, die brauchen eh nicht viel. Bis solche Munitionslager geleert sind, vergehen ein paar Monate, und da die USA ihre Granatenproduktion ohnehin hochgefahren haben, müssen sie das einfach nur ein bisschen höher einstellen, das geht relativ einfach, die Leute und die Entscheidungswege bei den Herstellerfirmen sind ja alle schon griffbereit und müssen nur nochmal abgerufen werden; nicht mal über Preise muss man noch groß verhandeln.

Wenn man der Ukraine glauben darf würden sie noch mehr benötigen als die NATO liefern kann. Jetzt wird wohl weniger kommen.

Die Ukraine will mehr, aber das liegt eher am Nicht-Wollen als am Nicht-Können.

Frage wie hält man einen Gegner ohne Munition auf? Das wird uns die Ukraine demnächst vorführen.

Nicht "keine Munition", sondern "etwas weniger Munition".
Und das führt sie bereits vor: Übergang zur Verteidigung und möglichst effektiver Abnutzung der gegnerischen Armee. Was ihnen durchaus gelingt, Awdijiwka scheint ein üblerer Fleischwolf zu sein als Bachmut.

Eine Schande dabei ist das die NATO noch nicht mal daran denkt im großen Stil ihre Rüstungsindustrie, speziell die Munitionsfabriken, zu erweitern und sofort mindestens doppelt soviel Kapazität zu bauen, wenn nicht sogar ein x-faches.

Doch, das läuft schon.
Rheinmetall hat volle Auftragsbücher, baut Munitionsfabriken in der Ukraine und in Polen.

Denn schon der Ukrainekrieg zeigt die NATO wäre aktuell gar nicht in der Lage soviel Munition herzustellen wie bedarf besteht.

Nicht das Gejammer überbewerten - ALLE Seiten haben dieses Problem.
Das ist jedes Mal der gleiche Zyklus: In Friedenszeiten wird ein gewisser Vorrat an Munition gebunkert, aber das kostet gar nicht wenig Geld (Munition ist nur ein paar Jahre lagerfähig, dann fangen die Sprengstoffe an sich zu entmischen und/oder zersetzen, dann neigen sie zur Explosion auch an Orten, wo sie gar nicht explodieren sollten, z.B. im Depot).
Also werden die Munitionsbestände abgeschmolzen. Ist ja kein Krieg gerade, und das Geld könnte man anderswo ja auch ausgeben.
Und dann kommt ein Krieg, die Munitionslager reichen für ein, zwei, mit Glück drei Monate, und dann fangen die Frontgeneräle an, sich bitterlich über fehlenden Munitionsnachschub zu beklagen.

Das war schon in WK1 und WK2 so.
Es gibt *nie* genug Munition. Jedenfalls so lange, bis die jeweilige Rüstungsindustrie (wieder) auf den tatsächlichen Verbrauch hochskaliert ist, was meist länger als drei Monate dauert.
Und das betrifft alle Seiten, also nicht nur die Ukraine, sondern auch Russland. Die feuern mittlerweile pro Monat nur noch ein Zehntel dessen ab, was sie in der Anfangszeit pro Monat verschossen haben. Einen Monat lang (September, glaube ich) hat die Ukraine sogar mehr Schüsse abgegeben als Russland.

Falls Russland also in NATO Gebiet einmarschiert dürfte der bedarf exponentiell steigen.

Russland hat keine Reserven für sowas.
Die haben schon jetzt Mühe, die Front in der Ukraine stabil zu halten. Sie nehmen sogar hin, dass die Ukraine auf dem Südufer des Dnjepr (bei Cherson) durchgängig Brückenköpfe aufbaut, die sie nicht wegkriegen, um ihre Reserven gegen Awdijiwka werfen zu können. Sie bauen überall an der Grenze ihre Wachbattailone, Truppen und Geräte ab, um sie in die Ukraine zu verschiffen.

Gäbe es die Möglichkeit, den Krieg konventionell zu halten, Finnland und Polen könnten einfach bis nach Moskau durchspazieren. Die Russen haben kaum noch Truppen an diesen Grenzen.

Wie soll das gehen wenn man nicht jetzt schon im großen Stil und nicht tröpfchenwesie aufbaut? Ich finde es unverantwortlich wie dilletantistisch die NATO-Regierungen reagieren, von agieren kann keine Rede sein.

Ja, das ist arg zögerlich. Hätte die Ukraine das, was sie im Spätsommer hatte, schon im Frühjahr einsatzbereit an der Grenze stehen gehabt, hätten die Russen sich nicht derart mit Minenfeldern absichern können und die Ukraine hätte einfach durchmarschieren können.
Man hatte halt zu viel Angst, Putin zu einem Nuklearschlag zu provozieren, und fährt die Unterstützung langsam und vorsichtig hoch, damit Putin keinen Ausraster kriegt und doch Nuklearwaffen einsetzt.
Ich denke, das ist im Krieg normal, dass man auch Fehlentscheidungen trifft.

Wenn man nicht bereit ist aufzurüsten, geschweige denn genügend Munition bereitzustellen, dann sollte man lieber auf Diplomatie anstatt auf Säbelrasseln setzen und wir schicken eine moralinsaure Aussenministerin die der Welt erklärt wie sie am deutschen Wesen genesen kann. *facepalm*

Das ist kein Säbelrasseln, der Westen unterstützt die Ukraine massiv.
Nur halt teilweise zu zögerlich und immer ein bisschen zuwenig, aber das sind schon große Mengen.

Nächstes Jahr hat die Ukraine dann Kampfflugzeuge und kann ernsthaft damit anfangen, eine Luftherrschaft aufzubauen. Dann werden die Karten neu gemischt.

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