ScharfGeschnitten schrieb am 24.09.2024 18:29:
Danke für diesen sachlichen Artikel, auch wenn er in diesem Forum auf sehr viel Ignoranz trifft.
Eigentlich muss auch ich mich bedanken, denn solche Artikel eröffnen regelmäßig die Möglichkeit, die Methoden russischer Propaganda offen zu legen, deren Lügen zu entlarven und die Wahrheit ins Licht zu rücken:
Von mir sei hier noch angemerkt, dass der russische Vormarsch sich längst nicht nur auf die südliche Donbass- Front beschränkt.
Die Aussage erweckt den Eindruck, als sei die östliche Front neu.
Tatsächlich greift die russische Armee von Beginn an sowohl südliche wie auch östliche Territorien in der Ukraine an.
In Torezk könnten die Russen etwa die Hälfte der Hochhäuser im Stadtzentrum besetzen,
Betonung auf "könnten".
"Ein russischer Militärblogger behauptet, dass die russischen Truppen die Ukrainer komplett aus Nelipiwka südlich von Torezk verdrängt hätten; das ISW hat allerdings bisher keine Belege dafür, dass die Russen überhaupt in der Nähe der Stadt sind."
Tatsächlich eroberten ukrainische Truppen auch am Rand von Torezk nordwestlich von Donezk-Stadt einige Positionen zurück.
https://www.zeit.de/politik/ausland/karte-ukraine-krieg-russland-frontverlauf-truppenbewegungen
an der Kupjanks Front rücken sie vor,
Tatsächlich sieht es um Kupyansk aktuell für die Ukrainer nicht gut aus. Die Angriffe der russischen Armee lassen dort nicht nach. Die ukrainische Armee versucht eine Umzingelung von Norden und Süden her zu verhindern.
bei Tschasiw Yar haben sie mittlerweile drei Brückenköpfe über den Kanal
Tatsächlich ist das 10 km westlich von Bachmut liegende Tschassiw Jar seit der Einnahme von Awdijiwka im Februar 2024 das nächste erklärte Ziel der russischen Truppen. Auf aktuellen Frontkarten ist jedoch noch keine Annäherung an die Stadt erkennbar.
und an der Kursk- Front etwa 250 qkm im Westen des ukr. Vorstoßes zurück gewonnen.
Das russische Verteidigungsministerium berichtet von ukrainischen Angriffen südlich von Gluschkowo, die zurückgeschlagen worden seien.
Tatsächlich sind die Ukrainer südwestlich von Gluschkowo weiter vorgerückt.
Diesen permanenten Druck an vielen Frontabschnitten können die Russen halt generieren, weil sie halt sowohl personell als auch materiell überlegen sind.
Die Russen sind weder personell noch materiell überlegen - es sei denn, man beschränkt die personelle Überlegenheit auf die reine Anzahl an Soldaten. Die schiere Masse der russischen Armee ist Berichten zufolge jedoch schlecht bis gar nicht ausgebildet. Man gewinnt den Eindruck, der Kreml sei der Ansicht, es sei nicht notwendig für "Kanonenfutter" irgendwelchen Aufwand zu betreiben.
Auch die materielle Überlegenheit Russlands kann sich lediglich auf die Masse an Munition beziehen, nicht auf deren Qualität. Wie sonst könnte es der ukrainischen Armee gelingen, die russischen Vorstöße so lange aufzuhalten und ihr große Verluste zuzufügen?
Zugegeben sieht es für die Ukrainer nicht rosig aus, wenn sie nicht bald mehr Material bekommen, aber die Russen haben auch keinen Grund über die schieren Berge von Gefallenen zu jubeln, die sie für jeden eroberten Quadratmeter bezahlen.
Hier im Westen wurde mit Sicherheit die Entschlossenheit der Russen unterschätzt, mit der sie die materiellen Voraussetzungen für einen sich abzeichnenden Sieg in diesem Krieg geschaffen haben.
Entschlossen sind Putin und ethnisch russische Armeeangehörige. Die restlichen Truppenangehörigen, die aus den Ländern der Russischen Föderation rekrutiert wurden, müssen bisweilen sogar mit Gewalt- bis Todesandrohung ins Gefecht gezwungen werden.
Auch die Ukraine und ihr Präsident sind äußerst entschlossen, haben aber nun mal die kleinere industrielle und personelle Basis.
Tatsächlich wird hier die Unterstützung "des Westens" unter den Teppich gekehrt.
Wem es an Entschlossenheit mangelt ist dieser selbstgerechte Wertewesten. Dieser hat seine Depots (ein wenig) geöffnet und die Ukraine mit exakt so viel Geld unterstützt, wie man meinte entbehren zu können.
Wie selbstgerecht ist Russland, das seine friedlichen Nachbarn aus geopolitischen Gründen überfällt?
Dem selbstgerechten Westen mangelt es dagegen keineswegs an Entschlossenheit, sondern an zeitlicher Vorbereitung auf diese kriegerische Auseinandersetzung, auf die sich allerdings auch Russland in seiner arroganten Selbstgefälligkeit derart mangelhaft bis gar nicht vorbereitet hatte, dass sie ihren Plan von der Einnahme der gesamten Ukraine auf 20% derselben runter schrauben mussten - wovon ein Teil sogar schon in 2014 besetzt worden war. Tatsächlich konnte in 2024 sogar noch weniger neu besetzt werden.
Mittlerweile reicht solch ein bisschen Waffen- und Finanzhilfe nach dem Motto "...ich unterstütze schon zu viel, Gib du gefälligst mehr an die Ukraine..." nicht mehr aus.
Wieviel militärische Unterstützung tatsächlich von den Ländern an die Ukraine geliefert wird, ist geheim. Wir erfahren nur die Spitze des Eisbergs.
Ein Artikel über die Rüstungsproduktion Russlands und der Ukraine wäre sicherlich mal sehr interessant.
Was sollte der bringen, außer Augenwischerei, wenn die Rüstungsproduktionen der jeweiligen Unterstützerländer außen vor gelassen werden?