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  • MartinDJR

mehr als 1000 Beiträge seit 08.09.2015

Re: Mit dieser Meinung stehst du nicht alleine ...

Deine "neutrale" Variante wählt man eher, wenn man einen pro-ukraine Bias hat.

Schau' dir die letzten Videos (leider weiß ich nicht mehr, welches es war) auf dem Kanal von Mark Reicher an:

Dort gibt es eine Auflistung von Meldungen, die durch die deutsche Presse gegangen sind - alle in etwa mit folgendem Wortlaut:

"Die russische Armee erobert die strategisch wichtige Stadt Xy" (wobei "Xy" natürlich jeden Monat der Name einer anderen Stadt war).

Tatsächlich handelte es sich bei all den Städten um Kleinstädte, die im Krieg sowieso schon komplett zerbombt waren und die für keine von beiden Kriegsparteien irgendeinen Wert hatten.

Bei irgendwelchen Erfolgen der Ukrainer gingen vergleichbare Meldungen nie durch die Presse.

Deiner Ansicht nach sind also nur diejenigen Positionen pro-ukrainisch, wenn Dinge gefordert werden, die noch nicht einmal die ukrainische Führung selbst fordert.

Meines Wissens fordert die ukrainische Führung, dass Russland Reparationszahlungen an die Ukraine zahlt, dass Russland eine Pufferzone einrichtet usw... Das wäre "pro-ukrainisch", weil die Ukraine in diesem Szenario all diese Dinge nicht tun müsste.

Falls die ukrainische Führung diese Forderungen aber zurücknehmen sollte, dann wären die Forderungen der ukrainische Führung nicht mehr "pro-ukrainisch", sondern tatsächlich neutral.

Oder, um es anders zu formulieren: Sogar die ukrainische Führung selbst wäre dann in diesem Krieg nicht mehr "pro-ukrainisch", sondern neutral!

Ich selbst habe den Eindruck, dass wir von dieser Situation nicht sehr weit entfernt sind.

Und dadurch ergibt sich ein großes Problem:

Dadurch, dass eine Haltung, die in Wirklichkeit "neutral" ist (weder "pro-russisch", noch "pro-ukrainisch"), in diesem Krieg auf fast 1:1 dasselbe ist wie das, was die ukrainische Führung fordert, kommt es den meisten Leuten vor, als sei diese Haltung "pro-ukrainisch" - obwohl sie in Wirklichkeit neutral ist.

Und eine Haltung, die in Wirklichkeit "extrem pro-russisch" ist, kommt den Leuten so vor, als sei sie "neutral", weil es eben ziemlich mittig zwischen den Forderungen von beiden Kriegsparteien liegt.

Daher wohl auch die immer wieder gelesene Einschätzung (meiner Meinung nach eine Fehleinschätzung), dass die Mainstream-Medien in diesem Krieg "pro-ukrainisch" wären:

Selbst eine Haltung, die tatsächlich etwas "pro-russisch" ist, wird von vielen Menschen bereits als "extrem pro-ukrainisch" empfunden!

Klar hast Du in Russland solche Schreier.

Weißt du, wer Alexandra Skotschilenko ist?

Diese Dame wurde zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie ein paar Zettel mit ihrer (für deutsche Verhältnisse: absolut harmlosen) Meinung darauf geschrieben hat, die nachweislich nur von ganzen vier Leuten gelesen wurden.

Meinst du vor diesem Hintergrund, dass die Leute im russischen Fernsehen (wo die Einschaltquoten deutlich höher als nur 4 Zuschauer sind) auch nur ein einziges Wörtchen sagen, das nicht von der Regierung genehmigt worden ist?

... dass Russland balkanisiert werden muss, und in Einzelstaaten zerfallen muss.

Ich gehe davon aus, dass das auch ohne äußere Einwirkungen irgendwann passieren wird:

Viele Bevölkerungsgruppen (z.B. Tschetschenen, aber auch Gruppen in Sibirien) wünschen die Unabhängigkeit...

Alleine schon die Tatsache, dass viele Russen diese Gegenden und deren Bewohner nicht als Teil Russlands, sondern als "Ausland" betrachten, wird dazu führen, dass Russland diese Gebiete nicht länger halten kann.

Ich erinnere nur an den Sprechfehler von Margarita Simonijan, als sie sich im Fernsehen zur Hauptsendezeit bei den "Staatsbürgern Sibiriens" entschuldigt hat, und von einem anderen Moderator korrigiert werden musste.

... und Deutschland gebraucht wurde.

Auch diesmal werden wir ("der Westen") Russland zukünftig brauchen.

Diesmal nicht wegen militärischen, sondern wegen wirtschaftlichen Gründen.

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