MartinDJR schrieb am 25.09.2024 08:52:
Die Frage ist: Wurden diese Erfolge so dargestellt, als seien es "strategisch wichtige" Erfolge?
Denn darum geht es mir: Dass viele unwichtige Erfolge der Russen, die eigentlich nicht der Rede wert sind, in der deutschen Presse als "strategisch wichtig" und "kriegsentscheidend" dargestellt wurden.
Könnte es vielleicht sein, dass dem auch tatsächlich so ist? Und zwar völlig unabhängig davon, ob Dir das jetzt gefällt, oder nicht? Die Offensive bei Kursk hat sich festgefahren, während die Russen im Donbass langsam aber stetig vormarschieren. Das hat inzwischen selbst unsere russlandfeindliche Presse gemerkt.
Tut mir leid, da kann ich Dir nicht mehr folgen. Das wird zu absurd.
Eben. Das Problem, das sehr viele Deutsche in diesem Krieg haben, ist, dass sie eine ganz wichtige Tatsache nicht verstehen:
[...]
Wie gesagt: "Pro-ukrainisch" oder "pro-russisch" bedeutet nicht, dass es die entsprechende Regierung das möchte, sondern es bedeutet, dass es gut für das entsprechende Land und dessen Bürger ist.
Nein, das Problem ist, dass Du absonderliche Begriffsdefinitionen konstruiert hast, und Du Dir darauf ein völlig verqueres Weltbild erarbeitest. Wenn man von "pro-ukrainisch" und "pro-russisch" redet, dann redet man natürlich von der Position der jeweiligen Regierungen in diesem Konflikt. Man redet ganz sicher nicht von dem, was Du persönlich, für Dich im Moment, als "gut für die Bürger des jeweiligen Landes" erachtest.
Was "gut für die Bürger" ist, darüber können verschiedene Leute sehr verschiedene Ansichten haben, und mit Blick auf die Zukunft niemand sicher wissen. Ist es gut für die Afghanen, wenn man den Taliban die Macht entreißt, und Mädchen wieder auf die Schule gehen können? Nicht, wenn 20 Jahre Bürgerkrieg und hunderttausende Tote später am Ende doch wieder die Taliban die Macht zurückerlangen.
Wie soll man denn bitte mit Dir diskutieren, wenn Du Deinen eurozentristischen Bias, und Deine Werturteile in Begriffe hereinträgst, die an sich neutral sind?
Mit dieser Erklärung könntest du die von dir in deinem anderen Beitrag verlinkten Presseartikel noch einmal durchlesen, und überprüfen, ob sie wirklich "pro-ukrainisch" sind!
Ja, sicher: Ich kann auch für mich definieren, dass die Erde flach ist, und mich dann darüber aufregen, dass Flugzeuge auf Karten immer nur Bögen fliegen, und nie den direkten Weg nehmen. Ne, lass mal.
Wenn man sich aber anschaut, wer WIRKLICH ein Interesse daran hat, dass es Russland und den russischen Bürgern gut geht, kommt man zu einem ganz anderen Ergebnis...
Natürlich hat die russische Regierung ein Interesse daran, dass es seinen Bürgern "gut geht": Diese sind ja letztlich immer noch die Machtbasis. Wenn Putin nicht Rücksicht auf die Befindlichkeiten seiner Untertanen nehmen müsste, hätte er doch schon längst eine Generalmobilmachung ausrufen können.
Aber was heißt schon "gut gehen"? Wichtig sind den meisten Russen vor allem die Wirtschaft und Stabilität. Deine Definition von "gut gehen", mit Freiheit und Demokratie für alle, ist mal wieder die klassisch eurozentristische Sicht, die für die meisten Russen aber seit den Wirren der 90er völlig sekundäre Ziele sind.
Die Meinung "ich will irgendwann Frieden haben" liegt so weit außerhalb des "Meinungskorridors", dass man zu 7 Jahren Haft verurteilt wird, während die Meinung "wir werden immer im Krieg sein" völlig in Ordnung ist.
Aus dieser Tatsache kannst du schließen, dass es in Russland die offizielle Politik ist, für immer in irgendwelche Kriege verwickelt zu sein!
Und schon wieder ein Fehlschluss. Aus der genannten Tatsache folgt, dass Du in Russland nicht gegen die Regierung opponieren darfst. Es folgt daraus nicht, dass es dort offizielle Politik ist, für immer in irgendwelche Kriege verwickelt zu sein.
Übrigens: Die Empirie hat gezeigt, dass genau das die Politik der Amerikaner ist. Wenn auch nicht offiziell - aber das macht es nicht besser.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.09.2024 10:15).