Eine unglücklichere Formulierung konnte Harald Neuber wohl nicht finden. Ausgerechnet an die Dolchstoßlegende zu denken, wenn amerikanische Parlamentarier die Finanzierung weiterer Kriegsanstrengungen der Ukraine infrage stellen, ist bestenfalls schlechter Stil.
Es waren ab 1918 die militaristisch orientierten Gruppierungen, die den Nazis mit ihren Slogans ("im Felde unbesiegt" etc.) die Flur bereiten - gemeint war ein Verrat an den ehrenhaften Generälen und ihren Unterstützern, die weiter Krieg führen wollten.
Dass eine Fortführung der Kampfhandlungen im Donbass etc., die letztendlich mit einem Sieg Moskaus enden müssen, selbst wenn Putin sein Atomwaffenarsenal nicht einsetzt, statt endlich diplomatische Schritte anzustreben, um zu einem Waffenstillstand zu gelangen, den Autor so wenig zu überzeugen vermag, erinnert an die Position der deutschen Außenministerin, die außerhalb der Gruppe der Befürworter einer "feministisch-wertegeleiteten Außenpolitik" - um es ganz höflich auszudrücken - auch international Kopfschütteln und Verwunderung hervorruft.
Diese Fehleinschätzung der Gemengelage durch die Ampel, die nicht nur vollmundig Garantien für die bedingungslose Unterstützung Kiews abgegeben hat, sondern zusätzlich einen Wirtschaftskrieg gegen Russland führt, der nach Auffassung kritischer Beobachter nicht zum propagierten Ruin Russlands führt, wohl aber der De-Industrialisierung Deutschlands Vorschub leistet - ist der Kern der Schwierigkeiten, denen sich unser Land gegenüber sieht.
Die Ampelregierung muss sich vorwerfen lassen, innerhalb von nur zwei Jahren durch Ideologie getriebene Entscheidungen nicht nur den Wirtschaftsstandort sondern auch das Wohlergehen der Bürger aufs Spiel gesetzt und dadurch ohne Not die größte Krise Nachkriegsdeutschlands ausgelöst zu haben.
Vor diesem Hintergrund sind Umfrageergebnisse die besagen, dass noch immer angeblich 33% der Bürger glauben, die jetzige Regierung verdiene Vertrauen, überraschend positiv.