... der Ukraine nach dem Krieg.
Überschrift und Artikel muten seltsam an in diesen Tagen: für Ost- und Mitteleuropa sind die ukrainischen Flüchtlinge "unverzichtbar" - dabei wurde noch vor wenigen Wochen laut drüber nachgedacht, arbeitslose Ukrainer und Ukrainerinnen wieder auszuweisen!
Da das ukrainische Konsulat keine Reisepässe mehr ausstellt, gab es bislang ein Ersatzdokument für geflüchtete Ukrainer - aber auch das soll nach dem Willen der Verantwortlichen wegfallen. Denn es sei ja ein "zumutbares Risiko", in die Ukraine zurückzukehren und einen neuen Reisepass zu beantragen. Und seit Monaten tobt die Debatte, ob man nicht geflüchtete wehrpflichtige Ukrainer nicht doch wieder in die Ukraine schicken sollte.
Da komme ich jetzt nicht mit, wenn ich die Überschrift des Artikels lese. Aber auch wenn ich mal den Argumenten folge, komme ich unweigerlich zum Schluss, dass eigentlich die Ukraine am ehesten die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer braucht - sie sind für den Wiederaufbau des Landes nach Kriegsende unverzichtbar. Sie werden dort nicht nur gebraucht, um kaputte Gebäude wieder aufzurichten und Straßen befahrbar zu machen, sondern haben ggf. auch Expertise mitgebracht, die sie in den Jahren in der Fremde haben sammeln können. Sicherlich gibt es junge ukrainische Akademiker, die ihren Abschluss als Humanmediziner in der Tasche haben, aber auch handwerklich fitte Menschen, die als Elektriker, Maurer, Straßenbauer usw. Hand anlegen können. Alles, was die Ukraine letztendlich brauchen wird, sind nach dem Krieg unversehrte Menschen, die den Aufbau leisten können.
Also wenn jemand "unverzichtbar" diese Menschen braucht, dann das Herkunftsland. Alle anderen Länder, egal ob Polen, Lettland, Ungarn, Rumänien oder eben Deutschland als Vertreter "Mitteleuropas" können leichter auf die ukrainischen Flüchtlinge verzichten, da weder vom Kriege geschädigt, noch arm an arbeitsfähigen Menschen. Wenn man allerdings mit dem, was man hat, nicht verantwortungsbewusst umgehen will oder die Notlage der Menschen ausnutzt, um billige Arbeitskräfte zu rekrutieren (siehe "Armenhaus Ukraine"), dann ist auch klar, dass es wieder nur um Lohndrückerei geht. Und das eben nicht nur in Deutschland, sondern offenbar eben auch in vielen osteuropäischen Staaten.
Damit kann ich dem Ansinnen nichts abgewinnen. Meine Meinung?
- bezahlt die Leute gemäß branchenüblichen Einkommen
- sorgt für anständige Arbeitsbedingungen
- behandelt sie als Menschen
- stellt klar, dass nach Kriegsende die Rückkehr ansteht zwecks "Wiederaufbau".
Einfach mal mit offenen Karten spielen und transparent die Regeln zeigen, dann klappt das auch. Und "verzichtbar" ist in jedem Falle die Lohndrückerei. Gleiches Geld für gleiche Arbeit!
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.08.2024 21:04).