Ansicht umschalten
Avatar von hdwinkel
  • hdwinkel

mehr als 1000 Beiträge seit 16.06.2012

Re: Krieg ist Krieg

PippiLangstrumpf schrieb am 05.09.2023 19:35:

Man kann dies nicht in einer Zahl ausdrücken.

Obwohl die Sowjetunion und auch die Westalliierten bei der Rückeroberung der vom Deutschen Reich besetzten Gebiete Millionen Soldaten verloren haben und auch viele Zivilisten (die eigenen Leute!) ums Leben kamen, haben sie sich entschieden, so lange zu kämpfen, bis die Gebiete wieder befreit sind. Und dann sind sogar noch nach Deutschland hinein. Die Ukraine wird sicherlich nicht nach Russland vordringen.

Wir können uns auch schlicht nicht in die ukrainischen Menschen hineindenken. Ich kenne Menschen aus Mariupol. Die haben ihr "Leben" verloren. Ihr Haus mit quasi allem, was so drin war. Ihr Geschäft (ein kleiner Einzelhandel). Solange Mariupol russisch besetzt ist, werden sie nicht zurückkehren. Viel zu große Angst, dass sie dann nicht mehr hinausgelassen werden oder verschleppt. Etliche Nachbarn sind halt einfach mal "weg". Niemand weiß, wo die sind oder ob sie noch leben.

Aus der Familie haben sich drei Männer freiwillig für die ukrainische Armee gemeldet. Erstens sagen sie, ihr Leben, wie sie es kannten, ist ja eh vorbei. Und dann ist es eben auch noch der Sinn für Rache für das, was die Russen ihnen angetan haben. Die sagten übrigens, in der Armee sind es meistens Freiwillige und keine Rekrutierten. Rekrutierte sind wohl aktuell meistens noch eine Reserve, trainieren oder verrichten andere Dinge in der Armee (Logistik).

Ich spreche jetzt nicht so häufig mit denen, aber ich weiß auch immer gar nicht, was ich eigentlich sagen soll. "Viel Glück!"? "Wird schon alles gut werden!"? Alles hört sich komplett bescheuert an. So geht es mir mit allen Ukrainern, die ich kenne. Es sind zehn, also jetzt keine sonderlich große Zahl.

Mir ist klar, dass niemand eine konkrete Zahl nennen kann. Auch ich weiß keine.
Nur sollte nicht ständig so getan werden, als ob die Argumente derer, die ein sofortiges Ende des Krieges fordern, irgendwie ein Zugeständnis an Putin-Russland bedeuten. Genau das passiert aber. Jeder der sich für einen Waffenstillstand einsetzt, wird in der medialen Öffentlichkeit als Freund Putins behandelt.
Mir selbst wird auch in Foren ständig vorgeworfen ich selbst wäre ein Faschist, würde Butcha geil finden und anderer Unsinn.

Was kann und sollte man den Ukrainern sagen? Ich meine zumindest die Wahrheit.
Deutschland und auch kein anderes Land wird für die Ukraine All-In gehen.
Es gibt zwar jede Menge Sympathien, aber alle Länder habe eigene Interessen, die nicht mit den ukrainischen identisch sind.
Und das heißt, dass die Ukraine viel erreicht hat, aber langsam daran denken sollte, dass ihre Maximalforderungen, so vollkommen berechtigt sie auch sein mögen nicht durchsetzbar sind.
Das Opfer der Ukraine, die unwiederbringliche Flucht von Millionen, die zehntausenden Versehrten oder gar Toten, die ein Weiter so mit sich bringen, ist zuviel.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten