Das mag ja so sein, obwohl es aktuell gar nicht mehr so schlecht aussieht für die Ukraine.
Aber selbst wenn, hat Russland damit nur eine Demütigung auf offener Bühne vorläufig und unter großen Verlusten abgewendet. Sollte Russland das gelingen, dann hat es das vor allem seinen Minenfeldern und Verteidigungsstellungen zu verdanken, nicht der Überlegenheit seiner Waffen. Ein russischer Sieg ist dadurch nicht näher gekommen.
Der Westen kann diese "boil the frog" Strategie, also der Ukraine immer gerade das an Waffen zu liefern, dass die Russen nicht gewinnen können, noch lange durchhalten. Die USA haben die Kontrolle über die Lage weitgehend zurückgewonnen. Sie können in aller Ruhe abwarten, wie Russland seine Reserven aufbraucht und nebenbei aller Welt die Überlegenheit ihrer Waffen demonstrieren. Große Überraschungen sind im Kriegsverlauf nicht mehr zu erwarten
Diese Fakten kann noch so viel Propaganda nicht aus der Welt schaffen und dass Russland bei der Abwehr der ukrainischen Offensive bescheidene Abwehrerfolge bei den kleinteiligen Gefechten um ein paar Waldstriche hat, spielt überhaupt keine Rolle. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass die Ukraine ihren Überraschungserfolg vom vorigen Sommer, als Russland durch schwere taktische Fehler kurz vor einer katastrophalen Niederlage stand, würde wiederholen können. Aber geschlagen ist sie deshalb noch lange nicht.
Aus rein ökonomischen Gesichtspunkten müsste Putin die "Spezialoperation" längst abbrechen und den für Russland entstandenen Schaden begrenzen, anstatt den Einsatz immer weiter zu erhöhen. Aber das geht aus Prestigegründen nicht. Und so manövriert es sich immer tiefer in ein Vietnam-Szenario eines Krieges, den es nicht gewinnen kann und nicht verlieren darf.
Ich fürchte, diese möglicherweise nicht besonders durchschlagende Offensive ist noch lange nicht das letzte Kapitel dieses Krieges. Wir werden eine weitere Brutalisierung erleben.