Bei den Präsidentschaftswahlen 2019 trat er als "Versöhnungs-Kandidat" an und liess im zweiten Wahlgang vor allem aufgrund vieler Stimmen im Osten mit rnd 75% den amtierenden Präsidenten Poroschenko weit hinter sich.
Doch danach erlebten die auf Beendigung der Konfrontationspolitik im inneren wie gegenüber Russland hoffenden Ukrainer eine böse Überraschung. Selenskyj wurde zum Erfüllungsgehilfen radikaler Nationalisten. Er setzte das vom Parlament 2018 verabschiedete, von Poroschenko noch kritisierte, absurde Sprachengesetz in Kraft (FAZ: "Das Russische abwürgen"). Er hetzte unverhohlen gegen die sog. Volksrepubliken, den Anspruch auf die Krim unterstrich er mit einer aufwendigen Krim-Konferenz. Die Rechtsextremisten fühlten sich zum Durchmarsch ermutigt. In Kiew wurde eine der längsten Strassen, der bisherige Moskau-Prospekt, zum Bandera-Prospekt. In Ternobil wurde sogar das Fussballstadion nach dem faschistischen Massenmörder Schuchewitsch benannt.
Bei den Regionalwahlen im Oktober 2020 erreichte Selenskyjs "Diener des Volkes", die bei den Parlamentswahlen ein gutes Jahr zuvor noch bei fast 44% lag, gerade noch rund 20%. Im Osten, so in Charkow und Cherson, gewannen die pro-russischen Parteien deutlich hinzu. Die meisten ukrainischen Wähler aber hatten eh mit der politischen Klasse abgeschlossen, die landesweite Wahlbeteiligung lag nur noch bei 37%. Noch katastrophaler war sie dann bei den Midterm-Elections im letzten Jahr, bei denen Parlamentsabgeordnete nachgewählt werden. Im Oblast Cherson gingen noch 21.4 % zur Wahl, in Charkiv immerhin noch 27%.
Wahrscheinlich würde Selenskyj bei aktuellen Präsidentschaftswahlen ein ähnliches Desaster erleben wie 2010 der pro-westliche Präsident Juschtschenko. Der hatte sich mit seiner aggressiven Rhetorik gegen Russland und die Russisch-sprachigen im eigenen Land, mit der Erhebung des Faschistenführers Bandera zum "Nationalen Helden", mit einem das Russische diskriminierenden Sprachengesetz u. ä. so unbeliebt gemacht, dass er mit 5,4% im ersten Wahlgang ins politische Abseits geschickt wurde.