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  • Rkahr

mehr als 1000 Beiträge seit 25.04.2023

Re: Gilt das "Prisenrecht" noch immer?

Das Problem sehe ich darin, dass ich früher an der Uni mit Leuten zusammengewohnt habe, die für das Kapitänspatent gelernt haben. (Privat hätte ich, wenn das möglich wäre, keinerlei Bedenken dagegen.)

Abends haben sie damit verbracht, mir zu erklären, dass ihr Schiff, auf dem sie hier und da gefahren sind, zwar ein deutsches Schiff war, sie aber unter zypriotischer Flagge gefahren sind oder so etwas Ähnliches wie "taiwanische Schiffe eines griechischen Reeders, voller Leute aus der Türkei".

Nun kann ich mich leider nur vage daran erinnern, dass es ungefähr 2500 deutsche Schiffe gab, von denen nur 150 unter deutscher Flagge fuhren. Solche Zahlen halt.

Wenn ich das nun auf Russland übertrage (die auch keinen Grund haben, unter russischer Flagge zu fahren, wenn es anderswo mit weniger Steuern geht), stellt sich die Frage, ob es legitim ist, wenn das Schiff unter russischer Flagge fährt. Aber wenn der russische Oligarch Oligarch Oligarchson Oligarchovitch seine Reederei in Russland hat, das Schiff "Kvassdampfer" heißt, laut Hardbass spielt, die Mannschaft samt Kapitän aus Russland kommt, das Schiff aber jetzt unter chinesischer Flagge fährt und so weiter, dann ist das einfach nicht relevant. Dann ist es ein chinesisches Schiff, und sollten die Ukrainer es nicht sofort wieder rausrücken, hat China nun einen völkerrechtlich anerkannten Grund, in die Ukraine einzufallen und nach ihren völkerrechtswidrig festgehaltenen Geiseln zu suchen. Denn dann handelt es sich nicht um einen Fall von Prisenrecht, sondern von Piraterie. In diesem Fall dürfte kein anderer Staat den Chinesen auf die Finger hauen, wenn sie dagegen vorgehen.

Das steht genau so im Prisenrecht drin. Das einzige, was zählt, ist die Flagge, unter der es fährt. Nichts anderes.

Würde nicht beachtet, dass es sich jetzt um ein chinesisches Schiff handelt und die Ukrainer die Finger davon lassen sollten, hätten die Chinesen aus dem Beispiel das Recht, dasselbe bei Schiffen anderer Nationen zu tun. Oder sogar ein Kommando in die Ukraine zu entsenden, um dort eine Geiselbefreiung durchzuführen.

Deshalb sind solche Späße sicherlich nett, um sich die Zeit zu vertreiben, aber wenn man bedenkt, wie sehr Russland nun vom Seehandel abhängig ist und wie viele andere Staaten betroffen wären (siehe der Frachter, der im Suez Kanal feststeckte), gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die so etwas eher nicht machen würden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.07.2023 20:54).

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