Tafelsilber23 schrieb am 27.05.2024 22:36:
Der Westen hat Russland nicht angegriffen. Russland hat die Ukraine überfallen, falls dir das nicht klar ist. Und: jedes Land kann mit jedem anderen Abkommen schließen und darf sich verteidigen. Jedes, auch die Ukraine.
Das ist eine sehr einseitige Sicht, die wohl auch für die Russen gilt: Die Russen haben mitunter einen Punkt geltend gemacht, dass Sie die Rechte von Russen (völkisch, sprachlich, kulturell, die einen großen Teil der Bevölkerung der Ukraine ante bellum ausmachten) erst durch Unterstützung im Bürgerkrieg und dann durch eigene Truppen verteidigen, sie vor Verfolgung und Unterdrückung beschützen - und zwar außerhalb der eigenen Landesgrenzen.
Wer die dafür objektiv sprechenden Fakten ausblended, oder aber darauf verzichtet, die Sicht des "Feindes" auch nur zu versuchen nachzuvollziehen, verzichtet auf die Wahrnehmung des ganzen Bildes, bewusst oder unbewusst. Man muss Putin und den Russen in diesem Punkt nicht unbedingt folgen, jedoch wäre dies nicht der erste Fall des Eingreifens eines übermächtigen Staates in einen bewaffneten Konflikts seines Nachbarlandes, um eigene Interessen durchzusetzen. Und - obschon seltener - nicht der erste Fall indem die Gegenseite massiv von einem anderen Staat für eigene Interessen unterstützt wurde, welche noch nicht einmal unbedingt ethnische oder gar moralische, sondern lediglich wirtschaftliche waren.
Die menschliche Geschichte ist voll davon, inklusive Beispiele der jüngeren Geschichte, die "Interventionen" der (ach ja, mal wieder die bösen) USA. Und wenn man jene Überfälle und Kriege hinnimmt, weil es der Allierte ist, dann kann man aufgrund dieses schiefer Wahrnehmung und/oder Würdigung kein objekties Urteil über diesen casus belli fällen.