Quatsch.
Russland hat eine strategische Reserve. Die nennen sich "Zeit", "Land" und "Rohstoffe".
Mit "Land" erkauft man sich "Zeit". Die Zeit wird genutzt, um Reserven zu verlegen oder zu mobilisieren. Bis dahin liegen dann auch die Berichte vor, was der Gegner hat & man kann die Einsatzgruppe entsprechend optimieren für die bevorstehende Kampagne. In dem Falle muss "nur" das Rollkommando der Ukraine bei Kursk abgefangen und abgewiesen werden.
Auch hat Russland die nötigen Ressourcen, eine neue Armee aufzustellen und auszurüsten. Sie können dabei sowohl auf die Eigenproduktion zurückgreifen wie auch auf Importe aus Drittstaaten. Ich meine, die Ukraine bekommt Waffen aus NATO-Staaten, dann nimmt sich eben Russland das Recht, die eigenen Truppen mit ausländischer Hilfe auszurüsten.
In der Ukraine gibt's aber keine strategischen Reserven mehr. Weiter Land aufgeben, um Zeit zu erkaufen, wie Russland es sich leisten kann ist nicht möglich. Selbst wenn man Zeit gewänne, reicht die aber vielleicht nicht, um neue Truppen aufzustellen, weil man die dafür nötigen Ressourcen auch gar nicht hat. Ich weiß nicht, wie's mit der Eigenproduktion an Waffen und Munition in der Ukraine bestellt ist, aber zumindest eine Ressource wird knapp: Menschen, welche als Soldaten dann diese Waffen bedienen können.
Die Offensive bei Kursk könnte unter diesem Licht auch als "verzweifelter Befreiungsschlag" verstanden werden, mit dem die Russen veranlasst werden sollten, Truppen aus der Front herauszulösen. Das hätte dann den ukrainischen Verteidigern Zeit verschafft, sich zu erholen, neue Ausrüstung zu erhalten und ggf. auch mal ein Stück weit entsetzt zu werden, soweit es die Reserve erlaubt. Die Rechnung scheint aber nicht aufzugehen.
So.
Wieso schickt nun Russland auch ältere Kampffahrzeuge aus dem Krieg? Das kann man unterschiedlich interpretieren, aber ich verweis mal auf die ersten Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine. Zunächst erstmal wurden die Depots um die restlichen NVA-Bestände erleichtert, d.h. Waffen aus der DDR-Armee. Die Begründung lautete damals, dass diese Waffen den ukrainischen Truppen vertraut sein sollten. Nur ist das Blödsinn: die Waffen waren ja bereits 1990 nicht mehr neu und dürften jetzt um die 40 Jahre alt sein. Auch die ukrainischen Waffen haben sich ja weiterentwickelt & dürften einiges moderner sein als das alte Gerümpel aus den Depots.
Danach wurden Leo 2 A4 geschickt. Das klingt "modern", ist aber auch Material aus den 1980ern. Vermutlich lautet die Logik hier: wenn die Russen einen von den Dingern erobern, haben sie nur etwas in der Hand, was sie sowieso schon aus den Geheimdienstberichten kennen. Auch aus dem Grund wurde die Ringtauscherei veranstaltet: die moderneren Leo 2 wurden an Bündnispartner in der NATO abgegeben, damit die ihre älteren Panzer an die Ukraine abtreten konnten.
Warum sollte Russland nicht auch erstmal Altbestände aus der Reserve in den Kampf werfen und die Depots leeren? Zumal auch die älteren Kampfpanzer auf einen moderneren Stand gerüstet worden sind. Klar, der letzte davon wurde vor 50 Jahren gebaut, nämlich 1975. Der Leopard 1 wurde ab 1964 bis 1984 gebaut, davon hat die Ukraine eine ganze Menge erhalten. Und der Leopard 2 wurde ab 1978 gebaut, ist also auch nur aufgrund der Rüstsätze "auf Stand" - sonst wäre er auch kaum moderner als die Panzer aus den '70ern und '80ern.
Also rein von den Überlegungen her & auch mit Blick auf die Geschichte würde ich mal behaupten, dass deine Einschätzung falsch ist, so von "Freizeitgeneral" zu "Freizeitgeneral".