Mountain View schrieb am 17.08.2024 10:09:
Wenn Rylsk fällig werden sollte, käme der Angriff sowieso eher aus dem Westen. Damit machte man dann gleichzeitig einen zweiten Kessel zu.
Das habe ich mir auch überlegt.
Was das Gebiet südlich des Flusses angeht, habe ich gerade einen Kommentator gehört, der meinte:
Mittlerweile seien alle drei Brücken zerstört, und sie würden damit die russischen Einheiten südlich des Flusses vom Nachschub abschneiden; ich selbst denke, das gäbe den ukrainischen Einheiten auch die Gelegenheit, ein paar russische Einheiten aufzureiben oder gefangenzunehmen, statt sie flüchten lassen zu müssen.
Allerdings haben die Russen mittlerweile eine Pontonbrücke errichtet. Die ist natürlich auch in Artilleriereichweite, aber eben schnell wiedererrichtet; ganz abschneiden lässt sich das Gebiet also nicht, aber die Logistik wird natürlich schon behindert.
Ich denke, die zur Zeit stattfindende Einkreisung von Korenevo dient auch dem Abschneiden des Nachschubs nach Rylsk per Bahn. Damit ist der gesamte Bogen, den Russland in die Ukraine hineinragt, vom Nachschub abgeschnitten.
Sie müssten Rylsk über einen Korridor von Südwesten her angreifen, und der wäre ab der ukrainischen Grenze ungefähr 45 km lang.
Ich will's nicht ausschließen, dass das möglich ist, westlich dieses Korridors haben die Russen sehr wahrscheinlich nichts Schlagkräftiges stehen. Und da die Ukrainer tatsächlich in diese Richtung vorstoßen, ist das wohl auch der Plan - ich hatte mich selbst schon gewundert, was dieser lange Stachel nach Nordwesten überhaupt soll.
Aber sie müssen sich beeilen.
Wenn sie das gleiche Tempo vorlegen wie bisher, sind sie in einer Woche in Rylsk, und Russland hat die Möglichkeit, von Kursk her Truppen über Autobahn und Eisenbahn nach Rylsk zu bringen.
Das kann gut sein, dass die Russen ihre Verstärkung schneller in Rylsk haben, als die Ukraine Rylsk vom Nachschub abschneiden kann, und das ginge dann in Kämpfe mit einer höheren Verlustrate für die Ukraine als Russland, was sich die Ukraine nicht leisten kann.
Ich denke, Rylsk ist ein "stretch goal": Weit jenseits dessen, was sie sich erhofft haben, aber sie probieren's mal, wenn's klappt, nehmen sie's mit, wenn nicht, ziehen sie sich in die diversen Hügelgebiete zurück und lassen die Russen dagegen anrennen, das ist taktisch sowieso der wichtigste Teil der Operation.