Raumflieger schrieb am 16.08.2024 18:16:
1993 lebten in der Ukraine rund 52,2M Menschen.
Das war auch der "Bevölkerungshöhepunkt". Seit dem ist die Einwohnerzahl rückläufig.
2010 waren es dann 45,9M Menschen, die noch in der Ukraine lebten.
In 10 Jahren sind also nochmal 4,3M Menschen weggezogen.
2020 gab's es 44,1M Menschen, der rückläufige Trend scheint aufgehalten.
Tja, das ist dann der Punkt, an dem man Hintergrundinformationen bräuchte.
Allerdings muss man sagen, dass die ausgewanderten Menschen überdurchschnittlich hoch gebildet und vermögend gewesen sein dürften & vom Braindrain hat sich die Ukraine nicht erholt.
Na na na, das ist jetzt reine Spekulation.
Genausogut kann es sein, dass für jeden, der ausgewandert ist, ein gut Ausgebildeter zurückgekommen ist. Noch dazu mit nützlichen Auslandsverbindungen.
Nur mal so zur Demonstration, dass man mit Spekulation alles und das Gegenteil "belegen" kann, man braucht Hintergrundinformationen.
Full disclosure: Ich habe auch keine Hintergrundinformationen.
Ich mag es nur nicht, wenn Spekulationen als fast schon feststehende Tatsache in den Raum gestellt werden. Sollte man nicht tun, es gibt eh schon viel zuviel Informationsverschmutzung in diesem Krieg.
Zwischen 2021 und 2024 hat die Ukraine infolge des Krieges nochmal rund 5,2M Menschen verloren (von 43,2 auf 38M) - die allermeisten dürften aber dem Land durch "Flucht vor dem Krieg" verlustig gegangen sein. Ich kann leider nicht erkennen, ob man die Einwohner der Ostukraine mitgezählt hat oder nicht.
Dann ist das eine Nullinformation.
Die Frage ist auch, ob man die Verschleppten mitzählt oder nicht.
Und das hängt wieder davon ab, worüber man eigentlich reden will:
Perspektiven für die Zeit nach dem Krieg? Sowieso unsicher.
Derzeitige Produktionskapazität? Da zählt man besser die Produkte als die Menschen.
Rekrutierungspotenzial? Das ist immer noch gut genug, und das wird auch einige Jahre so bleiben; Einwohnerzählen ist da sowieso sinnlos, die Moral der Bevölkerung und der Rekruten ist mindestens genau so wichtig wie die Anzahl der Leute.
Die Menge der durch den Krieg getöteten Ukrainer lässt sich nicht wirklich abschätzen, da liegen keine verlässlichen Zahlen vor. Das gleiche gilt für russische Verluste.
Es gibt Schätzungen, die zumindest in der richtigen Größenordnungen liegen.
Die Auswertungen der Sterberegister beispielsweise lässt durchaus Rückschlüsse zu.
Für Russland sehe ich da einigermaßen belastbare Zahlen.
Die Amis beispielsweise haben wenig erkennbares Interesse an Übertreibungen oder Verharmlosung, die haben fürs erste Kriegsjahr um die 70.000 Tote und 100.000-120.000 Kampfunfähige gezählt.
Für die Donbas-Offensive höre ich immer wieder Zahlen um 1.000 Verluste pro Tag, aufs Jahr hochgerechnet sind das um die 350.000. Momentan sind es durch die Kursk-Offensive sogar deutlich mehr, da sind dann auch Kriegsgefangene dabei.
Wobei die Russen dann, wenn sie defensiv agieren, viel kleinere Verluste haben. Die wahre Zahl wird also unter 300.000 liegen, aber wenn wir sagen, das sind jährlich um die 200.000-300.000 Tote und kriegsuntüchtig Verkrüppelte, dann liegen wir wahrscheinlich nicht allzuweit von der Wahrheit entfernt.
Für die Ukraine habe ich keine Schätzungen. Ich kenne einfach keine Quellen, die kein Interesse daran haben, diese Zahlen zu manipulieren.
Ob da die Gesamtkriegsopferzahl bereits die Million erreicht hat nach zweieinhalb Jahren intensiver Kämpfe kann ich also nicht beurteilen.
Million wohl nicht.
Es gibt zwar keine Zahlen, aber es sterben deutlich mehr Russen als Ukrainer, und die Russen haben bisher "nur" ein paar hunderttausend verloren.
Aber allein der Umstand, dass die Ukraine nicht mehr in der Lage ist, die Verluste auszugleichen, deutet bereits auf den Verlust einer ganzen Kohorte hin, das wären anteilig an der Bevölkerung bis zu 600.000 Menschenleben (ausgehend von einer Lebenserwartung von 70 Jahren bei 43M Menschen und "Normalverteilung").
Die Ukraine IST in der Lage, die Menschenverluste auszugleichen.
Ihnen fehlt Munition, nicht Leute, und sie schicken ihre Leute halt nicht mit Sensen bewaffnet an die Front.