die Ukraine als Rammbock
Soll das ein Witz sein? Russland lässt die Panzer in sein Nachbarland rollen, annektiert große Teile seines Territoriums, zwingt das Land in einen grausamen Abwehrkampf - und dann ist die Ukraine der "Rammbock"?
So kann man wirklich nur argumentieren, wenn Russlands Einheit und Größe die einzige Messlatte sind, gleichgültig wie viele Menschen dafür sterben müssen oder unterdrückt werden. Russland ist ein repressiver Scheißstaat mit einem ausgeprägten Personenkult um Putin, dessen Bedeutung in der Welt sich wirtschaftlich aufs Öl und politisch auf seine (Atom)rüstung stützt. Ansonsten ist Russland eine nationalistische Allerweltsdiktatur wie viele andere auch. Welcher Schaden würde denn entstehen, wenn Russland "balkanisiert" würde? Was wäre schlimm daran, wenn schon seit der Zarenzeit unterdrückten Völker über sich selbst bestimmen könnten wie Kroaten, Slovenen und Nordmazedonier? Der Trennungsschmerz der Serben ist doch auch vorbei gegangen und in ein paar Jahren sind alle in der EU wieder vereint. Aber selbstbestimmt und in Frieden.
Er, "der Westen", hat weder das Material noch das Geld in unbegrenzter Höhe.
Die hätte er schon, Russland hätte nicht den Hauch einer Chance den Westen "auszuproduzieren", wenn der seine Kräfte bündeln würde. Nur ist der Ukrainekrieg eben kein Krieg des Westens - jedenfalls nicht so, wie es ein Krieg Russlands ist. Und wegen der Eskalationsgefahr agiert der Westen immer mit einer Hand auf dem Rücken. Die Unterstützung für die Ukraine liegt bei den meisten Ländern weit unter einem Prozent der Wirtschaftsleistung, nur Dänemark, Norwegen und die baltischen Staaten liegen ein wenig darüber. Würde der Westen (und insbesondere die USA) wirklich ernst machen (so wie im 2. Weltkrieg) , wäre es mit der russischen "Überlegenheit" (wenn man davon überhaupt sprechen kann) ganz schnell vorbei.
Der Westen setzt keine eigenen Truppen ein, weil das den Dritten Weltkrieg auslösen würde und nicht weil er nicht könnte oder die Ukraine verraten hat.
Die Ukraine wird jetzt Opfer ihres eigenen Erfolges bei der Abwehr des russischen Angriffs. Ging es anfangs noch darum nicht überrollt zu werden und die Eroberung der großen Städte zu verhindern, ist sie jetzt von den Russen in einen mörderischen Stellungskrieg gezwungen worden. Ein Waffenstillstand wäre das Gebot der Stunde, weil sich an dem Frontverlauf seit über einem Jahr kaum noch etwas ändert. Es wäre an der Zeit, dass beide Seiten das als Fakt anerkennen. Russland kann genauso gut auf die US-Wahl warten, ohne jeden Tag Hunderte in den Tod zu schicken und das Land, das es doch besitzen und ausbeuten will, immer weiter zu zerstören.
Wer glaubt, Selenskyi führe diesen Krieg um dabei reich zu werden der hat sich aus der Realität verabschiedet. Ich bezweifle, dass irgendwer mit klarem Verstand derzeit mit ihm tauschen möchte. Man braucht nur Bilder vom Beginn seiner Amtszeit mit aktuellen zu vergleichen um das zu erkennen.