Da offenbar zur Abwechslung mal wieder »humanitär« für Massentötungen
und die Induzierung von Hungernöten und Flüchtlingsströmen
argumentiert wird, ist vielleicht jener Aufsatz für die FR von August
Pradetto (Professor für Politikwissenschaft an der Uni der Bundeswehr
in Hamburg) von Interesse, in dem er sich 1999 mit den typischen
Fehlern »humanitärer Interventionen« auseinandersetzte. Damals ging
es natürlich um Jugoslawien, aber nach meinem Verständnis gelten
seine Einwände ebenso für den Irak. Zitat aus der Einleitung:
»Die Geschichte der "humanitären Interventionen" seit dem 19.
Jahrhundert ist, insoweit diese tatsächlich humanitär motiviert waren
- was im Gegensatz zu Kosovo nur selten der Fall war -, u.a. eine
Geschichte des Scheiterns solcher Vorhaben und ihrer "Konversion" in
andere Tatbestände.
Eine Analyse ergibt, daß meist mehrere von sieben Fehlleistungen für
das Mißlingen verantwortlich waren:
Erstens wurde eine falsche oder fehlerhafte Lagebeurteilung
vorgenommen, d.h. die Situation bzw. der Kontrahent unzutreffend
eingeschätzt.
Zweitens wurden sinnwidrige oder unzureichende militärische Mittel
eingesetzt.
Drittens wurde nicht selten Moral und Politik verwechselt, d.h. die
nüchterne Analyse und Beurteilung der politischen und
sicherheitspolitischen Gegebenheiten und der eigenen Potentiale und
Möglichkeiten trat hinter den ethischen Impetus zurück. Vielfach
waren viertens die politischen Ziele nicht der realen Lage
entsprechend oder diffus bestimmt. Dauerten Kampfhandlungen länger,
verlor man die politische Kontrolle über die militärische Aktion, und
die politischen Zielsetzungen mussten der Eigendynamik militärischer
Aktivitäten angepasst und umformuliert werden.
Fünftens wurden oft die regionalen und internationalen Implikationen
und Auswirkungen, die mit der Intervention verbunden waren,
geringgeschätzt oder verkannt.
Sechstens war die Nichtbeachtung bestehender Rechtsregularien die
Ursache für politische Weiterungen und Komplikationen, die so nicht
vorausgesehen worden waren.
Siebtens schließlich entschied man sich nicht selten für militärische
Maßnahmen, weil die eigenen Ressourcen und Möglichkeiten überschätzt
wurden.
Die Folge jeder dieser meist miteinander verkoppelten Fehlleistungen
waren inadäquate Entscheidungen und negative Kettenreaktionen.«
Diesen und viele weitere interessante Publikationen (auch zum
Verhältnis USA/Weltgemeinschaft nach dem 11.9.2001) findet man über
die Homepage des Lehrstuhls:
http://www.unibw-hamburg.de/WWEB/soz/pradetto/august-pradetto-lehrstu
hl.htm
HTML-Version des zitierten Kosovo-Artikels hier:
http://www.gew-unterfranken.de/presse/FR990423.htm
und die Induzierung von Hungernöten und Flüchtlingsströmen
argumentiert wird, ist vielleicht jener Aufsatz für die FR von August
Pradetto (Professor für Politikwissenschaft an der Uni der Bundeswehr
in Hamburg) von Interesse, in dem er sich 1999 mit den typischen
Fehlern »humanitärer Interventionen« auseinandersetzte. Damals ging
es natürlich um Jugoslawien, aber nach meinem Verständnis gelten
seine Einwände ebenso für den Irak. Zitat aus der Einleitung:
»Die Geschichte der "humanitären Interventionen" seit dem 19.
Jahrhundert ist, insoweit diese tatsächlich humanitär motiviert waren
- was im Gegensatz zu Kosovo nur selten der Fall war -, u.a. eine
Geschichte des Scheiterns solcher Vorhaben und ihrer "Konversion" in
andere Tatbestände.
Eine Analyse ergibt, daß meist mehrere von sieben Fehlleistungen für
das Mißlingen verantwortlich waren:
Erstens wurde eine falsche oder fehlerhafte Lagebeurteilung
vorgenommen, d.h. die Situation bzw. der Kontrahent unzutreffend
eingeschätzt.
Zweitens wurden sinnwidrige oder unzureichende militärische Mittel
eingesetzt.
Drittens wurde nicht selten Moral und Politik verwechselt, d.h. die
nüchterne Analyse und Beurteilung der politischen und
sicherheitspolitischen Gegebenheiten und der eigenen Potentiale und
Möglichkeiten trat hinter den ethischen Impetus zurück. Vielfach
waren viertens die politischen Ziele nicht der realen Lage
entsprechend oder diffus bestimmt. Dauerten Kampfhandlungen länger,
verlor man die politische Kontrolle über die militärische Aktion, und
die politischen Zielsetzungen mussten der Eigendynamik militärischer
Aktivitäten angepasst und umformuliert werden.
Fünftens wurden oft die regionalen und internationalen Implikationen
und Auswirkungen, die mit der Intervention verbunden waren,
geringgeschätzt oder verkannt.
Sechstens war die Nichtbeachtung bestehender Rechtsregularien die
Ursache für politische Weiterungen und Komplikationen, die so nicht
vorausgesehen worden waren.
Siebtens schließlich entschied man sich nicht selten für militärische
Maßnahmen, weil die eigenen Ressourcen und Möglichkeiten überschätzt
wurden.
Die Folge jeder dieser meist miteinander verkoppelten Fehlleistungen
waren inadäquate Entscheidungen und negative Kettenreaktionen.«
Diesen und viele weitere interessante Publikationen (auch zum
Verhältnis USA/Weltgemeinschaft nach dem 11.9.2001) findet man über
die Homepage des Lehrstuhls:
http://www.unibw-hamburg.de/WWEB/soz/pradetto/august-pradetto-lehrstu
hl.htm
HTML-Version des zitierten Kosovo-Artikels hier:
http://www.gew-unterfranken.de/presse/FR990423.htm