Orca30 schrieb am 10. November 2015 14:13
> Saul Goodmen schrieb am 10. November 2015 13:33
>
> > wäre richtiger gewesen
> > kann man mal sehen was westliche Propaganda auch bei intelligenten
> > Menschen für Auswirkungen hat
>
> Wieso? Hatte die UdSSR keine Atomraketen?
Deswegen hiess das Gegenstück, ein vertontes Gedicht von Jewgenij
Jewtuschenko im Osten ja auch "Chotjatli Russkije Woijnui",
deutsche Version: "Meinst Du, die Russen wollen Krieg?"
http://drfg-th.de/index.php?menuid=18&reporeid=131
Und wer in den 1970/80ern die Gelegenheit hatte, in die UdSSR und
speziell die Russische SFSR zu fahren und normale Leute zu treffen,
der wird bestätigen können, dass dieses Lied genau deren Stimmung und
Denken wiedergibt: Jede Familie, die ich damals in Moskau, Leningrad,
Riga u.a. traf, hatte Angehörige im Krieg gegen Deutschland verloren
– aber keine hätte es sich nehmen lassen, uns, Deutsche, mit ihrer
Gastfreundschaft zu überwältigen. Und sie alle haben immer wieder
betont, auch ohne Nachfrage, dass so etwas Schreckliches wie ein
Krieg niemals mehr kommen dürfe.
Am Eindrücklichsten: Beim Besuch eines Friedhofs in Leningrad (in
dessen Museum das berühmte Tagebuch des kleinen Mädchens liegt, in
dem Tag für Tag aufgelistet ist, wer von ihrer Familie starb – bis am
Schluss steht: "übriggeblieben ist allein Tanja") sprach uns, eine
Gruppe offensichtlich erkennbar deutscher Jugendlicher, eine alte
Frau an, die erzählte, dass sie jeden Tag herkommt, weil in diesen
Massengräbern alle ihre Familienangehörigen liegen. Sie bat uns,
immer für den Frieden einzutreten. (Und das war GANZ sicher nicht
gespielt oder vom KGB "organisiert".)
[Seit diesem Tag möchte ich vom ehemaligen Leutnant der Wehrmacht und
Namensgeber einer Bundeswehrhochschule, Helmut Schmidt, gern einmal
hören, wofür er eigentlich sein "Eisernes Kreuz" bei der Belagerung
Leningrads erhalten hat? Wieviele Zivilisten musste er dafür
vielleicht töten? Wieviele LKWs mit Nahrungsmittelnachschub für die
Verhungernden auf dem Eis des Ladoga-Sees mit Artillerie versenken…?
Aber leider fragt den Herrn keiner sowas … die Wahrheit könnte ja
vielleicht doch zu unappetitlich sein? Jedenfalls wunderte es mich
nicht, dass der für Pershing eintrat und mit Kissinger, einem der
grössten Schreibtischmörder überhaupt, gut befreundet ist.]
Dasselbe wie oben gilt natürlich auch für alle Soldaten (Russen wie
andere Nationalitäten der UdSSR), die ich in meiner Armeezeit kennen
gelernt habe, und die eben auch aus solchen Familien stammten.
Und: Alle waren damals auch totunglücklich über den
Afghanistan-Krieg.
Der einzige, der es nicht war und ist, ist wohl Brzezinsky, der sich
freute, den "Russen ihr Vietnam" beschert zu haben, indem er sie
zwang, ihrem Beistandsvertrag mit Afghanistan nachzukommen, als er
ausländische Islamisten nach Afghanistan eingeschleust hatte, um den
Krieg zu beginnen. Ein paar Millionen Vertriebene, Verwundete und
Tote? Eine zerstörte Region? Ein Chaos von Islamisten, Warlords und
Drogenhändlern vor Ort? Sogar noch ein paar Tausend eigene Soldaten
tot…? Krieg noch 35 Jahre später … Brzezinsky freut's. Ob er mit
seiner Freude wohl auch all die von ihm beratenen US-Präsidenten von
Carter bis einschliesslich Obama angesteckt hat, der bei ihm immerhin
3 Jahre "studiert" hat, dafür aber seltsamerweise nur 1 Absatz in
seiner 800-Seiten-Autobiographie übrig hatte …
Aber zurück noch mal zu dem Song: Wer glaubt hier, dass man in diesem
Lied (nicht nur) in den 1980ern das Wort "Russen" durch
"US-Amerikaner" hätte ersetzen können, ohne dass es vollkommen falsch
wird? Natürlich gab es immer Leute, die dort gegen Krieg und für
Frieden eintraten, aber der Durchschnittsamerikaner, der sein
Waffenrecht verteidigt… würde der wirklich gegen einen Krieg sein?
Zumindest solange, wie man ihm garantiert, dass sein Haus nicht davon
betroffen ist? Und ergo … man schaue, in wievielen Gegenden der Welt
die US-Army stationiert ist und wo sie Krieg führt. Als mir ein
amerikanischer Historiker kürzlich erzählt, sein Sohn habe seinen
Dienst in Südostasien geleistet, habe ich ihn gefragt, ob er es für
normal hält, dass US-Soldaten da unten … ja, was eigentlich? …
verteidigen. Er hat etwas verdutzt geguckt - die Frage war ihm wohl
noch nicht in den Sinn gekommen. Kurz darauf kam dann aber der
übliche Salm von "unsere Freiheit verteidigen", "Terroristen jagen"
etc. Und das von einem Mann, der gewöhnt ist, historische Quellen
sehr kritisch zu lesen …
Wie dem auch sei: Ich bin sicher, dass der Warschauer Pakt bis in die
1980er hinein der Nato überlegen war – und dass niemand im Osten auf
die Idee gekommen wäre, diese Überlegenheit für einen
"Enthauptungsschlag" o.ä. auszunutzen. Kann das jemand von der
anderen Seite ruhigen Gewissens behaupten? Wo selbst heute noch ein
paar verrückte Kriegstreiber meinen, sie könnten mit
Raktenabwehrsystemen "gegen den Iran" an der russ. Grenze vielleicht
einen Vergeltungsschlag verhindern und einen Krieg gegen "Russland"
gewinnen?
Naja, genug geschimpft …
> Saul Goodmen schrieb am 10. November 2015 13:33
>
> > wäre richtiger gewesen
> > kann man mal sehen was westliche Propaganda auch bei intelligenten
> > Menschen für Auswirkungen hat
>
> Wieso? Hatte die UdSSR keine Atomraketen?
Deswegen hiess das Gegenstück, ein vertontes Gedicht von Jewgenij
Jewtuschenko im Osten ja auch "Chotjatli Russkije Woijnui",
deutsche Version: "Meinst Du, die Russen wollen Krieg?"
http://drfg-th.de/index.php?menuid=18&reporeid=131
Und wer in den 1970/80ern die Gelegenheit hatte, in die UdSSR und
speziell die Russische SFSR zu fahren und normale Leute zu treffen,
der wird bestätigen können, dass dieses Lied genau deren Stimmung und
Denken wiedergibt: Jede Familie, die ich damals in Moskau, Leningrad,
Riga u.a. traf, hatte Angehörige im Krieg gegen Deutschland verloren
– aber keine hätte es sich nehmen lassen, uns, Deutsche, mit ihrer
Gastfreundschaft zu überwältigen. Und sie alle haben immer wieder
betont, auch ohne Nachfrage, dass so etwas Schreckliches wie ein
Krieg niemals mehr kommen dürfe.
Am Eindrücklichsten: Beim Besuch eines Friedhofs in Leningrad (in
dessen Museum das berühmte Tagebuch des kleinen Mädchens liegt, in
dem Tag für Tag aufgelistet ist, wer von ihrer Familie starb – bis am
Schluss steht: "übriggeblieben ist allein Tanja") sprach uns, eine
Gruppe offensichtlich erkennbar deutscher Jugendlicher, eine alte
Frau an, die erzählte, dass sie jeden Tag herkommt, weil in diesen
Massengräbern alle ihre Familienangehörigen liegen. Sie bat uns,
immer für den Frieden einzutreten. (Und das war GANZ sicher nicht
gespielt oder vom KGB "organisiert".)
[Seit diesem Tag möchte ich vom ehemaligen Leutnant der Wehrmacht und
Namensgeber einer Bundeswehrhochschule, Helmut Schmidt, gern einmal
hören, wofür er eigentlich sein "Eisernes Kreuz" bei der Belagerung
Leningrads erhalten hat? Wieviele Zivilisten musste er dafür
vielleicht töten? Wieviele LKWs mit Nahrungsmittelnachschub für die
Verhungernden auf dem Eis des Ladoga-Sees mit Artillerie versenken…?
Aber leider fragt den Herrn keiner sowas … die Wahrheit könnte ja
vielleicht doch zu unappetitlich sein? Jedenfalls wunderte es mich
nicht, dass der für Pershing eintrat und mit Kissinger, einem der
grössten Schreibtischmörder überhaupt, gut befreundet ist.]
Dasselbe wie oben gilt natürlich auch für alle Soldaten (Russen wie
andere Nationalitäten der UdSSR), die ich in meiner Armeezeit kennen
gelernt habe, und die eben auch aus solchen Familien stammten.
Und: Alle waren damals auch totunglücklich über den
Afghanistan-Krieg.
Der einzige, der es nicht war und ist, ist wohl Brzezinsky, der sich
freute, den "Russen ihr Vietnam" beschert zu haben, indem er sie
zwang, ihrem Beistandsvertrag mit Afghanistan nachzukommen, als er
ausländische Islamisten nach Afghanistan eingeschleust hatte, um den
Krieg zu beginnen. Ein paar Millionen Vertriebene, Verwundete und
Tote? Eine zerstörte Region? Ein Chaos von Islamisten, Warlords und
Drogenhändlern vor Ort? Sogar noch ein paar Tausend eigene Soldaten
tot…? Krieg noch 35 Jahre später … Brzezinsky freut's. Ob er mit
seiner Freude wohl auch all die von ihm beratenen US-Präsidenten von
Carter bis einschliesslich Obama angesteckt hat, der bei ihm immerhin
3 Jahre "studiert" hat, dafür aber seltsamerweise nur 1 Absatz in
seiner 800-Seiten-Autobiographie übrig hatte …
Aber zurück noch mal zu dem Song: Wer glaubt hier, dass man in diesem
Lied (nicht nur) in den 1980ern das Wort "Russen" durch
"US-Amerikaner" hätte ersetzen können, ohne dass es vollkommen falsch
wird? Natürlich gab es immer Leute, die dort gegen Krieg und für
Frieden eintraten, aber der Durchschnittsamerikaner, der sein
Waffenrecht verteidigt… würde der wirklich gegen einen Krieg sein?
Zumindest solange, wie man ihm garantiert, dass sein Haus nicht davon
betroffen ist? Und ergo … man schaue, in wievielen Gegenden der Welt
die US-Army stationiert ist und wo sie Krieg führt. Als mir ein
amerikanischer Historiker kürzlich erzählt, sein Sohn habe seinen
Dienst in Südostasien geleistet, habe ich ihn gefragt, ob er es für
normal hält, dass US-Soldaten da unten … ja, was eigentlich? …
verteidigen. Er hat etwas verdutzt geguckt - die Frage war ihm wohl
noch nicht in den Sinn gekommen. Kurz darauf kam dann aber der
übliche Salm von "unsere Freiheit verteidigen", "Terroristen jagen"
etc. Und das von einem Mann, der gewöhnt ist, historische Quellen
sehr kritisch zu lesen …
Wie dem auch sei: Ich bin sicher, dass der Warschauer Pakt bis in die
1980er hinein der Nato überlegen war – und dass niemand im Osten auf
die Idee gekommen wäre, diese Überlegenheit für einen
"Enthauptungsschlag" o.ä. auszunutzen. Kann das jemand von der
anderen Seite ruhigen Gewissens behaupten? Wo selbst heute noch ein
paar verrückte Kriegstreiber meinen, sie könnten mit
Raktenabwehrsystemen "gegen den Iran" an der russ. Grenze vielleicht
einen Vergeltungsschlag verhindern und einen Krieg gegen "Russland"
gewinnen?
Naja, genug geschimpft …