Ich frage mich, weshalb bei einer Impfbereitschaft von "über 80 Prozent" die reale Impfquote der Erstimpfung immer noch bei ca. 62% steht.
Wenn >80% so impfwillig sind, warum haben sie denn ihre Erstimpfung noch nicht erhalten? Impfstoff soll ja jetzt in Hülle und Fülle überall vorhanden sein, zumal die ersten Impfzentren ja wieder dichtmachen und sich das Impfgeschehen auf die Hausärzte verlagert, die angeblich nur nach Impfstoff verlangen müssen, um ihn in ausreichender Menge zu bekommen...
Aus meiner Sicht sind die Zugangsvoraussetzungen für die Impfung, wenn man sie denn wirklich als einzig seeligmachende Lösung betrachten will, wie es die Bundesregierung tut, immer noch zu hoch.
Selbst bei den mobilen Impftrupps, die inzwischen allerorten auftauchen, ist immer noch
die Vorlage des Krankenversicherungsnachweises nötig. Was ist aber mit denjenigen, die diesen Nachweis nicht erbringen können, weil nicht versichert, oder nicht dauerhaft in DE ansässig (z.B. osteuropäische Bauarbeiter ohne hiesige KV?) Die fallen durchs Raster...
Außerdem werden nach wie vor nur Bürger mit Erstwohnsitz im gleichen Bundesland wie die Impfstelle geimpft. (Z.T. gilt das auch für Bürgertests! Also die Mutti im Altenheim in NS besuchen, wenn man selbst in HE lebt, ist u.U. bereits jetzt schon mit zusätzlichen Kosten verbunden!)
Es soll ja in Deutschland auch immer noch Wochenendpendler und solche mit "doppelter Haushaltsführung" geben. Wo können die sich dann impfen lassen - v.a., wenn zumeist kein fester Hausarzt vorhanden ist...
Die Impfanmeldung in den Impfzentren erfolgt nach wie vor auf hoch bürokratischem Weg online oder per Telefon, wobei dann ja auch gleich Zweitimpfungstermine vergeben werden, die aber derzeit nur allzugerne einseitig verschoben werden. Was das für einen Arbeitnehmer bedeutet, der sich mitunter den zuvor vergebenen Termin "freischaufeln" musste, manchmal sogar Urlaub dafür opfern, und jetzt wieder zum Chef dackeln muss, um die gesamte Personalplanung umzustellen, darüber scheint an "gehobener" Stelle niemand wirklich nachzudenken...
Der niedrige Anteil von MiHiGrulern bei den Geimpften lässt sich vlt. auch besser erklären, wenn man bedenkt, dass die Impfportale, ja selbst die Vorgänge in den Impfzentren, einzig auf Deutsch und evtl. noch Englisch sprachlich ausgerichtet sind. Dafür ist die Aufsuchungsrate der muttersprachlichen Hausärzte in dieser Gesellschaftsgruppe dann auch noch unterdurchschnittlich, wo zumeist noch gilt, dass man nur zum Arzt geht, wenn man krank ist. (Betrifft i.Ü. auch andere Impfungen!) Prophylaxe ist da eher ein Fremdwort...
Es ist also wohl nicht nur das allgemeine Mißtrauen gegen eine Regierung, die ein ums andere Mal den Bürger hinter die Fichte geführt hat, nicht allein die Verunsicherung durch medial aufgeplusterte widerrufene und widersrpüchliche Impfempfehlungen, nicht allein eine "falsche Gesinnung"...
Der Spruch "Wer sich impfen lassen will, kann sich impfen lassen!" grenzt m.M.n. an Heuchelei, wenn selbst von den bereits registrierten Impfwilligen ein Gutteil immer noch keine Erstimpfung erhalten hat und der Zugang für die noch nicht registrierten mit allerlei Hürden erschwert wird.