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  • Rkahr

mehr als 1000 Beiträge seit 25.04.2023

Re: Es gibt Zahlen: 8 von 10 Gewalopfern von häuslicher Gewalt sind Frauen.

Es ist wichtig, das Ergebnis mit einem humorvollen Spiel in den richtigen Kontext zu setzen.

Angenommen, wir haben drei Personen, die hinter dir stehen:

Du als Mann
Du als Frau
Du als Transperson

Nun haben wir Google. Lassen wir uns schnell ein paar Grundregeln festlegen:

Wir nehmen an, dass alle drei in einer miserablen Beziehung waren.
Wir nehmen an, dass du aus dieser Beziehung aussteigen möchtest.
Vielleicht benötigst du Unterstützung, möchtest mit jemandem sprechen, der dich versteht, und möchtest nicht unbedingt mit jemandem reden, der dasselbe Geschlecht hat wie die Person, die dich verletzt hat.
Du musst nur bis zu einem gewissen Punkt durchhalten, dann wird es besser. Wenn du im "X-Haus" bist, wirst du wieder klarkommen. Es mag eine Woche dauern, in der du das Zimmer nicht verlässt, aber es geht zumindest voran.

So.

Jetzt schauen wir mal, wie weit du hypothetisch von deinem aktuellen Standort aus fahren müsstest.

Nur zum Spaß, hier sind meine Werte:

Als Frau könnte ich den Bus nehmen und nach 10 Minuten das Frauenhaus finden. Das ist gut so.

Als Mann schaue ich schockiert auf die Tafel, die mir sagt, dass es in Deutschland etwa 12 solcher Einrichtungen für Männer gibt. 12 deutschlandweit. Während im Frauenhaus schon 50 Frauen untergebracht werden können, gilt eine Männerunterkunft schon als solche, wenn sie zwei Plätze hat. (https://www.maennergewaltschutz.de/beratungsangebote/maennerschutzeinrichtungen/ und suche nach Männerschutzwohnungen). Da ist es verständlich, dass man sich darüber aufregt... (Der Europarat empfiehlt eine Frauenhausplatz pro 7.500 Einwohner/-innen (Gesamtbevölkerung) – für alles, was nicht als Frau gilt, gibt es nichts auch nur Vergleichbares.)

Noch schlimmer sieht es aus, wenn man unglücklicherweise eine trans Person ist, da gibt es so gut wie nichts. Schwule oder lesbische Menschen können sich vielleicht noch an den Kaffeetisch setzen, aber sie haben nichts Eigenes. Es gibt nichts.

Da setzen sich jetzt Männer, Schwule, Lesben und Transpersonen zusammen und holen sogar einen Hocker aus dem Abstellraum, damit sich jemand dazusetzen kann. Sie sehen dann, dass es deutschlandweit nur 12 Einrichtungen gibt, die insgesamt 41 Plätze haben, und jeder einzelne hat eine Warteliste von zwei Jahren oder länger. Sie schauen einfach nur zum Frauenhaus hinüber.

Merkwürdigerweise funktioniert das Teilen dort. Wenn man deutschlandweit 41 Plätze im Vergleich zu 6.500 Plätzen hat, ist das nicht so schlimm. Auf jedes Bett für Männer kommen 100 Betten für Frauen. Mann geht halt lieber ins Billighotel als sich das System anzutun. Das ist bei Männern so drinnen. Mir geht es dreckig, und ich brauche hilfe, aber ich sehe jemanden dem es noch bescheidener geht, dann lass ich den vor.

Wir sind es gewohnt, dass wir nicht zählen.

Es fängt schon damit an, dass in sozialen Berufen ein hoher Anteil von Männern arbeitet und dass man einer Frau nicht verbieten kann, männlichen Opfern häuslicher Gewalt zu sagen, dass sie selbst Schuld daran seien und sich nicht so aufregen sollten.

Aber wenn wir dann wieder von einer "Welle der Gewalt gegen Frauen und Mädchen" sprechen, wissen wir genau, was passiert.

Dann gibt man dem armen Kerl, der vor seiner prügelnden Freundin flüchtet, 500 Euro und sagt: "Komm, hol dir ein Hotelzimmer, dass du das System durchlaufen musst, werde ich nicht zulassen."

Und so entstehen solche Zahlen.

6.500 Bettenplätze sind eine Zumutung. Jedes Bundesland sollte mindestens 1.000 Bettenplätze haben, damit jeder, dem es schlecht geht, fliehen kann.

Aber wenn 6.500 Bettenplätze mit minimaler Wartezeit schon eine Zumutung sind, was sind dann 41 Bettenplätze mit 2 Jahren Wartezeit? Dafür kann ich auch eine Statistik erstellen. "Es gibt keine gläserne Decke, schau mal, es gibt ein paar weibliche Chefs, das beweist, dass der Glasdeckel nicht wichtig ist."

Wir wissen beide, dass die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt gegen Männer alles in den Schatten stellt, was es bei Frauen gibt, gab und geben wird. Mit 41 Bettenplätzen und 2 Jahren Wartezeit kann man einem Mann ins Gesicht spucken und sagen: "Du musst sie irgendwie provoziert haben, am besten gehst du zu ihr und entschuldigst dich."

Und wenn man das einmal durchgemacht hat, sieht man die 2 Jahre Wartezeit, sieht die "Statistiken" und denkt sich nur: Ja, sie haben recht. Dort kümmert man sich um mich. Dort werde ich ernst genommen.

Schlägt sich auch in den Statistiken nieder, nicht?

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