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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Gegen Kohleverstromung aber für Atomstrom

Was nun, Herr Pomrehn?

Zum Jahresende werden mehrere Kernkraftwerke abgeschaltet. Es gibt aber keine Ersatzkapazität für den Leistungsverlust, d.h. der Strom wird aus dem Ausland eingekauft werden müssen. In Polen stehen Kohlekraftwerke bereit, in Frankreich Kernkraftwerke, aus diesen Ländern könnte Deutschland seinen Strom beziehen. Nun haben Klimaschützer immer wieder betont - und da muss ich zustimmen - dass es für das Klima keinen Unterschied macht, wo der Schornstein steht, solange er weiter CO2 emittiert, ist er klimaschädlich. Ist polnischer Kohlestrom weniger schädlich als deutscher Kohlestrom? Und ist französischer Atomstrom sicherer als deutscher Atomstrom?

In weniger als 10 Jahren sollen die Verbrenner-KFZ nach und nach ausgephast und durch E-KFZ oder eine noch zu findendene umweltfreundlichere, überlandtaugliche Alternative ersetzt werden. Damit steigt auch die zu erwartende Last für die Energieerzeugung im Land. Selbst wenn jedes Megawatt Fossil- oder Atomstrom durch eine regenerative Alternative ersetzt wird (100% also), reicht das nicht, den stark steigenden Bedarf 2030+ zu decken. Auch hier die Frage: wo soll er herkommen, der Strom, den wir 24/7 nutzen wollen, um 55 Millionen E-KFZ aufzuladen? Und da niemand 10 - 20 Stunden warten will, erwarten viele Fahrer den Komfort einer Tankstelle - und wollen per Fastcharging nach 10 - 20 Minuten weiterfahren können. Bei einer Batteriekapazität von 60KWh müssen also zwischen 180 - 360KWh aus einem Anschluss gezogen werden können, das ist das 50 - 100 fache dessen, was aus einer normalen mit 16A gesicherten Steckdose herausgeholt werden kann. Die Infrastruktur existiert dafür nicht, das Netz ist auch nicht für solche Peaks ausgelegt, die eigentlich schon den Grenzfall "Kurzschluss" darstellen. Eine intelligente Ladesteuerung kann da zwar Abhilfe verschaffen, aber dann ist das eben kein Fastcharging mehr, wenn das Netz nahe am Kurzschlussfall fährt, die Netzfrequenz instabil wird oder örtlich die Spannung stark absinkt und die Ladesteuerung die Notbremse zieht.

Kernkraftwerke sind nicht dazu geeignet, solche Peaks abzufangen, dafür ist deren Reaktionsgeschwindigkeit zu langsam. Und wenn man den Pumpspeicherwerken keine Chance gibt, den Fallwasservorrat aufzufüllen, sind die auch nicht lange in der Lage, die Peaks abzufangen. Windräder & Solarzellen sind auch nicht in der Lage, Stoßlasten aufzufangen. Es gibt erste Versuche mit "Gravitationsspeicherkraftwerken", welche bei Überkapazität ein Massestück hochziehen und bei Stoßlast kontrolliert fallen lassen können. Die sind ortsunabhängiger als Pumpspeicherwerke und könnten auch direkt an jedes Kraftwerk bzw. jedes Windrad in kleinerer Ausführung angekoppelt werden. Trotzdem braucht es eine gewisse Überkapazität im Netz, um sie "aufladen" zu können, um die Peaks abzufangen, die durch Fastcharger & co provoziert werden.

Das aber bedeutet eben INVESTITIONEN - und zwar im zwei- bis dreistelligen Milliardenbereich. Dazu gehören, wenn man die Kohleverstromung abstellen will und auf Atomstrom setzt, auch Aufbereitungsanlagen, um den radioaktiven Müll auf ein Minimum zu reduzieren, den man dann eben auch endlagern können muss.

Wir können aber natürlich auch weiter von 100% regenerativer Energieerzeugung träumen - bei Kerzenschein und frierend im Winter - wenn das Netz die Last nicht mehr abfangen kann und Franzosen, Polen, Tschechen usw. Deutschland aus dem gemeinsamen EU-Netz werfen, um die eigene Energieversorgung sicherzustellen. Und die Kernfusion? Die ist seit 50 Jahren "in 50 Jahren kommerziell nutzbar". Ich sehe auch in 50 Jahren noch keine Fusionskraftwerke, die unser aller Probleme lösen können werden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.11.2021 22:48).

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